dieUmweltDruckerei unterstützt die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA). Doch warum ist Artenschutz eigentlich so wichtig? Wo liegt das Problem? Wie kann Artenschutz helfen und was gilt es zu beachten? Dr. Kevin Riemer-Schadendorf von der UmweltDruckerei hat bei der AGA-Geschäftsführerin Birgit Braun einmal nachgefragt, was unter einem wirklich nachhaltigen Artenschutzprojekt zu verstehen ist.
Kann man ‚Artenschutz‘ eigentlich definieren oder lässt sich das Thema zumindest genauer eingrenzen?
Wie der Name schon sagt, geht es um den Schutz bedrohter Arten, in der Regel um wild lebende Tier- und Pflanzenarten. Oft geht es in der Projektarbeit auch um den Schutz des Lebensraumes der bedrohten Art, deshalb ist der Artenschutz ein Teilbereich des Naturschutzes. Zum Tierschutz grenzt sich der Artenschutz durch die Ausrichtung auf den Schutz von Populationen im Gegensatz zum Schutz um das Wohlergehen eines einzelnen Individuums ab.
Vom Schutz bedrohter Arten profitieren in der Regel viele weitere Arten innerhalb desselben Ökosystems. Darauf basieren verschiedene Konzepte, nach denen Arten z.B. in sogenannte „Schlüsselarten“, „Zielarten“ oder „Schirmarten“ unterschieden werden. Schlüsselarten spielen eine besondere Bedeutung für einen Lebensraum, während Zielarten repräsentativ für viele andere Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen stehen. Mit Schirmarten werden wiederum gezielt viele weitere Arten mitgeschützt, um hier nur einige Beispiele zu nennen.
Es gibt doch eine Reihe von nationalen und internationalen Artenschutzabkommen. Warum bedarf es überhaupt Artenschutz-Organisationen wie die AGA?
Glücklicherweise ist der Arten- und Naturschutz mittlerweile auch bei Regierungen, Gesetzgebungen und internationalen Abkommen angekommen. Allerdings ging und geht dies in den meisten Fällen auf den Einsatz von Naturschutzorganisationen und -initiativen zurück. Oft steht das Natur- und Artenschutzanliegen im Konflikt mit anderen Interessengruppen. Ein ganz aktuelles Beispiel hierfür ist die Debatte um den Klimaschutz und Kohleausstieg, die gerade läuft. Der Klimawandel bedroht das Überleben vieler Arten, nicht nur das der Eisbären. Allerdings spielen in der Politik insbesondere die Interessen der Wirtschaft eine große Rolle. Ohne den Einsatz von engagierten Klimaschützern sowohl aus dem Bereich der Naturschutzorganisationen, wie auch Privatpersonen und Initiativen, würde der Klimaschutz keine große Beachtung finden. Die AGA engagiert sich deshalb als Mitglied der Klima-Allianz für den Klimaschutz.
Ähnliches gilt auch bei anderen Abkommen, wie beispielsweise dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES), das den internationalen Handel mit Tier- und Pflanzenarten und Produkten aus ihnen regelt. Ohne die Stimmen von Naturschutzorganisationen würden einzig Wirtschaftsinteressen von Unternehmen und Regierungen über das Ausmaß des Handels und den Schutz der Arten entscheiden. Arten- und Naturschutzorganisationen sind wichtig, um die Interessen der Arten und den Schutz ihrer Lebensräume zu vertreten.
Und wie genau versucht die AGA, dem Artensterben entgegenzuwirken?
Die AGA ist sicher ein gutes Beispiel, warum es Artenschutzorganisationen braucht und wir uns nicht nur auf Regierungen und Abkommen verlassen können. Die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. ging aus der 1981 initiierten „Aktion Rettet die Schildkröten“ hervor, in der sich Privatpersonen gegen das grausame Abschlachten der Meeresschildkröten eingesetzt haben. Das Engagement unserer Gründer*innen hat auf das Schicksal der Meeresschildkröten auf Bali aufmerksam gemacht. Ihre Recherchen haben aufgezeigt, dass das Fleisch der Schildkröten und ihre Panzer auch nach Deutschland importiert und hier oft ohne weitere Kennzeichnung vermarktet wurden. Die Kampagne richtete sich an Verbraucher*innen, Unternehmen und Politiker*innen und führte schlussendlich zu einem Importverbot von Meeresschildkröten und Produkten aus ihnen in Deutschland. Mittlerweile setzt sich die AGA nicht nur für den Schutz der Schildkröten ein, sondern vieler weiterer bedrohter Arten. Unsere Arbeit basiert auf naturschutzfachlichen Grundlagen und der konstruktive Projektansatz bezieht auch die lokale Bevölkerung mit ein. Wir arbeiten deshalb mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, die die Situation vor Ort genau kennen. So wirken unsere Projekte konkret und nachhaltig.
Unsere Arbeit ist nur durch die Unterstützung von Spenden und Beiträgen unserer Förderer*innen möglich. Dazu zählen auch Unternehmen, wie z.B. dieUmweltdruckerei. Die Verknüpfung einer Spende beim Kauf eines umweltfreundlichen Produktes, wie dem Recycling-Broschürenkalenders, hilft dabei natürlich gleich doppelt.
Dank der Unterstützung durch viele ehrenamtliche Mitarbeiter*innen arbeiten wir sehr kosteneffizient und natürlich so umweltfreundlich und nachhaltig wie möglich. Mit den Spenden finanzieren wir unterschiedliche Projekte, das kann z.B. die Aufzucht von Herdenschutzhunden sein, um den Mensch-Wildtierkonflikt zu lösen und Geparde zu schützen. Außerdem unterstützen wir die Aufzucht von verwaisten Elefanten- und Nashornbabys bis sie wieder ausgewildert werden. Damit sie in der Wildnis vor Wilderern geschützt sind, finanzieren wir zudem ein Wildhüterteam im Tsavo East Nationalpark in Kenia. Und natürlich setzen wir uns immer noch für den Schutz der Meeresschildkröten ein – zum Schutz ihrer Niststrände, mit der Rettung von Schildkröten aus dem Beifang von Fischern, Umweltbildung und dem Schutz ihres Lebensraumes, z.B. durch Baumpflanzaktionen zum Erhalt von Mangrovenwälder.
Könntest du zum Schluss unseren Leser*innen generelle Tipps oder konkrete Handlungsempfehlungen geben, um den Artenschutz zu unterstützen?
Wie schon gesagt, sind wir für unsere Arbeit auf Spenden angewiesen, deshalb sind Spenden oder die Übernahme einer Patenschaft ein wirklich wertvoller Beitrag für den Artenschutz.
Nichtsdestotrotz ist es aber auch wichtig, dass sich jeder bewusst macht, dass wir mit unserem (Konsum-)Verhalten oftmals Teil des Problems sind und das Überleben von Arten bedrohen. Deshalb ist es auch wichtig, zu schauen, wie jeder im Alltag zum Umwelt- und Artenschutz beitragen kann. So helfen der Wechsel zu Ökostrom und der Einsatz von Recyclingpapier, der Kauf von umweltfreundlichen Bio- und FairTrade-Produkten, der Verzicht auf unnötige Verpackungen und Plastiktüten. Das kostet auch nicht immer automatisch mehr. Leitungswasser ist beispielsweise sehr viel billiger als Wasser in Plastikflaschen.
Auch im Urlaub kann jede/r zum Artenschutz beitragen, z.B. beim Kauf eines Souvenirs, durch den Verzicht von Selfies mit (Wild-)Tieren und einem angepassten Verhalten am Niststrand von Meeresschildkröten. Auf unserer Internetseite informieren wir zu diesen Themen und geben viele einfache Tipps.
Pingback: Wir unterstützen den Artenschutz in Kenia! Unsere Eindrücke vor Ort.
Pingback: dieUmweltDruckerei unterstützt den Artenschutz in Kenia