Der Polarforscher Arved Fuchs über den Klimawandel und das vermeintlich ewige Eis

Mit seinen spektakulären Expeditionen ins „ewige Eis“ der Polargebiete ist Arved Fuchs (AF) bekannt geworden. Für sein Engagement, seine Vorträge und Veröffentlichungen über die Natur und den Klimawandel ist der Polarforscher nun mit dem NatureLife-Umweltpreis ausgezeichnet worden. Umso mehr freut es uns, dass er für Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei für ein Gespräch zur Verfügung stand.

Polarforscher Arved Fuchs - Expeditionen gegen den Klimawandel

KRS
Als Polarforscher hast du unter anderem den höchsten Berg Grönlands bestiegen, mehrmals Kap Hoorn umsegelt sowie Nord- und Südpol zu Fuß erreicht. Das darf man durchaus als riskante Expeditionen bezeichnen. Was motiviert dich für deine couragierten Reisen?

AF
Es sind immer die Liebe zur Natur und die Suche nach Herausforderungen, die mich antreiben. Herausforderungen in der Natur würde ich gar als das Salz in der Suppe meines Lebens bezeichnen, von denen ich lerne, an deren Aufgaben ich wachse und die mir einfach große Freude bereiten.

KRS
Du erforscht seit nunmehr über 30 Jahren arktische Gebiete. Auf deinen Expeditionen bist du auch per Schiff unterwegs, um neue eisfreie Regionen der Arktis zu befahren. Kannst du behaupten, ein Mensch zu sein, der den Klimawandel mit eigenen Augen gesehen hat?

AF
Das kann ich definitiv bejahen! Als ich anfing, mich mit umweltrelevanten Themen zu beschäftigen, konnte ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, dass der Mensch im Stande ist, etwas so Grundlegendes zu verändern, wie das Klima. Als einst die ersten Diskussionen über den Klimawandel einsetzten, habe ich das eher skeptisch betrachtet. Die Einsicht begann bei mir in etwa um die Jahrtausendwende, als ich die Veränderungen mit eigenen Augen im arktischen Raum gesehen habe. Doch selbst da habe ich zunächst vermutet, dass es sich vielleicht lediglich um meine subjektive Wahrnehmung handelt. Erst als ich mich mit wissenschaftlicher Literatur auseinander gesetzt und mich mit Klimaforschern ausgetauscht habe, wurde mir klar, dass meine Eindrücke vor Ort von der Wissenschaft gestützt wurden und nicht bloß eine Laune der Natur ist, sondern der Klimawandel leider real ist.

Daraufhin habe ich mich intensiv mit der Thematik beschäftigt und habe mich auf meinen Expeditionen gezielt auf die Suche gemacht. Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Man muss hierfür nicht einmal mehr Experte für die Arktis sein, um den Klimawandel zu erkennen, denn zurückweichende Gletscher und schmelzendes Meereis sind ein eindeutiger Beleg für den Temperaturanstieg.

Als Naturliebhaber und Zeitzeuge des Klimawandels fühle ich mich geradezu in die Pflicht genommen, auf diese besorgniserregende Entwicklung aufmerksam zu machen. Das mache ich aber weniger mit dem erhobenen Zeigefinder als vielmehr durch meine Publikationen und Vorträge.

Die Dagmar Aaen von Arved Fuchs liegt vor Anker. Schmelzendes Eis verdeutlichen den Klimawandel.

KRS
Wenn der Klimawandel für dich augenscheinlich ist, gibt es bei dir vielleicht Bestrebungen, neben deiner aufklärerischen Tätigkeit, vielleicht auch konkrete Lösungsmöglichkeiten, gegen den Klimawandel zu suchen und umzusetzen?

AF
Ja, aktuell haben wir beispielsweise ein Projekt, wo wir uns mit den Potenzialen der erneuerbaren Energien auseinandersetzen. Hier arbeiten wir mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus den Bereichen Umwelttechnik und erneuerbare Energien zusammen, um der Öffentlichkeit Best Practice-Beispiele vorzustellen, die zum Nachahmen motivieren sollen.

Seit elf Jahren haben wir zudem unser Jugendcamp Ice Climate Education, wo Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren zusammen mit Wissenschaftlern ein Klimacamp durchlaufen, Vorlesungen erhalten und gemeinsame Ausflüge in die Natur unternehmen, wodurch die Jugendlichen für umweltrelevante Themen sensibilisiert werden. Grundsätzlich denke ich, findet jeder in seinem eigenen Haushalt oder Umfeld kleine umsetzbare Projekte, um sich nachhaltig für unsere Umwelt und den Klimawandel zu engagieren.

Auch meine eigenen Expeditionen haben sich gewandelt. Es geht für mich nicht mehr darum, einen hohen Berg zu besteigen oder zu den Polen zu gelangen, sondern vielmehr, Möglichkeiten im Kampf gegen den Klimawandel aufzuzeigen. Das heißt, weniger die Auswirkungen zu bebildern, als vielmehr regionale Lösungsansätze zu präsentieren. Wenn ich mir die derzeitigen Koalitionsverhandlungen anschaue, sind lösungsorientierte Klima- und Umwelttechniken ja überhaupt kein Thema mehr. Doch diese Techniken gibt es ja bereits, aber man muss sie eben auch wollen und die technischen Möglichkeiten letztlich auch einsetzen!

KRS
Arved, es hat mich sehr gefreut, dass wir uns bei deinem Terminkalender mal wieder sprechen konnten. Ich danke dir für das spannende Gespräch! Stellvertretend für dieUmweltDruckerei wünsche ich dir und deinem Team alles Gute für eure zukünftigen Expeditionen und Projekte!

Arved Fuchs unterwegs mit dem Hundeschlitten - Das ewige Eis ist vom Klimawandel gefährdet.