Für unsere Spendenradtour haben wir einen Partner gesucht, der Fahrräder ökologisch herstellt und sich sozial engagiert. Mit my Boo aus Kiel haben wir ihn gefunden. Dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sich gegenseitig nicht ausschließen, beweist das social Startup seit 2013. Sie fertigen ihre Fahrradrahmen zusammen mit einem sozialen Projekt aus einem kleinen Dorf in Ghana. Hier werden die Bambus-Rahmen in bis zu 80 Stunden liebevoller Handarbeit hergestellt und geprüft, bis sie nach Deutschland kommen. Im Kieler Hauptsitz werden die Räder fachmännisch aufgebaut und über den Fahrrad-Einzelhandel vertrieben. Doch wie entsteht eigentlich der einzigartige Rahmen für unser Bambus-Rad?
Die Fertigung in Ghana
Die Geschichte der my Boo Bambusfahrräder beginnt im Jahr 2012, als die Gründer Maximilian und Jonas auf Fahrräder aus dem Rohstoff Bambus aufmerksam wurden und direkt Feuer und Flamme für das Thema waren. Sie recherchierten und wurden auf das Yonso Project in einem kleinen ghanaischen Dorf aufmerksam. Hier wurden bereits in einer kleinen Werkstatt Fahrradrahmen aus Bambus gefertigt, weshalb ein gewisses Know-how vorhanden war. In der Werkstatt in Ghana sind mittlerweile über 30 Menschen fest angestellt. Sie werden fair bezahlt, sind sozial versichert, können ihre Familien eigenständig ernähren und bekommen eine echte Perspektive. Inzwischen hat es das Projekt ebenfalls geschafft spendenunabhängig zu werden, kann sich selbst tragen und finanziert Bildungsprojekte in den ländlichen Regionen Ghanas. Dieses Jahr startet gemeinsam mit my Boo sogar der Bau einer eigenen Schule. Die „Yonso Project Model School“ soll Kindern und Jugendlichen aus ländlichen Gegenden und aus ärmeren Verhältnissen den Zugang zu Bildung vereinfachen, beziehungsweise überhaupt erst ermöglichen. So soll es zum Beispiel ein Mikrofinanzsystem geben, durch das sich die Schulgebühren nur aus kleinen Beträgen zusammensetzen und nicht aus einer einzigen großen Summe. Ende des Sommers soll die Schule eröffnet werden und wir sind gespannt, wie es wird! Mehr Infos zu diesem Projekt findet Ihr auf dem Blog von my Boo.
Um den perfekten Bambusrahmen für unser Fahrrad bauen zu können, muss natürlich zuerst der richtige Bambus gefunden und geschlagen werden. Da Bambus in Ghana fast überall wild am Straßenrand wächst, und das bis zu 30 cm am Tag, ist es kein Problem ihn zu finden. Danach wird der Bambus aufwendig über mehrere Monate getrocknet, bis er fest und widerstandsfähig genug ist, um daraus einen Rahmen zu bauen. Nachdem die schönsten Rohre ausgesucht wurden, werden die Bambusstangen von innen behandelt und sind damit bereit für den Aufbau.
Als Nächstes werden die Rohre so zurecht geschnitten, dass sie optimal in die Einspannvorrichtung passen und mit Aluminiumkomponenten verbunden werden können. Diese werden benötigt, um später die Aufnahme der konventionellen Fahrradtechnik wie Sattel, Gabel oder Reifen zu gewährleisten. Die Bambusrohre werden mit etwas Harz am Metall fixiert, der über Nacht trocknen muss. Hierbei wird auf eine exakte Geometrie geachtet.
Im nächsten Schritt werden die Stellen, an denen Bambus auf Aluminium trifft, mit in Harz getränkten Hanfseilen umwickelt, was den Rahmen extrem steif werden lässt. Auch dieses Gebilde muss einige Zeit austrocknen.
Nun geht es darum, unseren Rahmen optisch zu perfektionieren. Dafür wird der Rahmen in Handarbeit abgeschliffen und lackiert, was jeden Rahmen zu einem ganz besonderen Einzelstück macht. Da es sich um ein Naturprodukt handelt, geht es in erster Linie darum, Auswüchse zu entfernen und die Hanf-Harz-Komplexe zu verkleinern, damit die Verbindungsstücke nicht zu klobig aussehen. Nach diesem letzten Schritt folgt eine Qualitätskontrolle, damit der my Boo Bambusrahmen höchst möglichen Qualitätsansprüchen genügt.
In Deutschland angekommen: Aus dem Rahmen wird ein ganzes Fahrrad
Nachdem unser Rahmen in Deutschland angekommen ist, wird er nach Kiel gebracht, wo die Firma my Boo ihren Hauptsitz mit Büro, Manufaktur und Showroom hat. Hier wird der Rahmen sicher gelagert und fachmännisch montiert und für unsere lange Spendenradtour nach unseren Wünschen angepasst.
Nach bis zu 100 Stunden Handarbeit: Unser my Boo Bambus-Fahrrad ist fertig
Nach so viel investierter Zeit ist das Fahrrad fertig und wir können es abholen. Wir haben uns für das Modell my Afram Alfine entschieden. Das relativ leichte und wartungsarme Trekkingrad verfügt über eine robuste Schwalbe-Bereifung sowie über zuverlässige Scheibenbremsen. Es ist damit perfekt ausgestattet für unsere lange und anspruchsvolle Reise zum Białowieża-Nationalpark.
Für weitere Eindrücke aus Ghana von der Produktion, oder um mehr über das Team zu erfahren, das hinter dieser Geschichte steht, schaut gern auf der Homepage von my Boo vorbei. Wir jedenfalls können es kaum erwarten, endlich unser eigenes Bambusrad in Händen zu halten und freuen uns wahnsinnig auf unsere Spendenradtour zum letzten Urwald Europas!
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