Wir kompensieren unsere unvermeidbaren CO2-Emissionen in ein Klimaschutzprojekt in der Nähe von Kpalimé in Togo. Neben unseren kontinuierlichen Klimaschutz-Investitionen spenden wir nunmehr zwei Wasserfilter. Diese sind zwingend notwendig, da in der Trockenzeit die Trinkwasserversorgung im westafrikanischen Projektgebiet nahezu zum Erliegen kommt und die regionale Bevölkerung derzeit ungeklärtes Wasser aus einem nahe liegenden See trinken muss. Über unsere Eindrücke und Erlebnisse vor Ort berichtet Dr. Kevin Riemer-Schadendorf von der UmweltDruckerei.
Lomé – Erste Eindrücke einer westafrikanischen Metropole
Nach einem wochenlangen Impfmarathon gegen Gelbfieber, Typhus und Meningitis sowie Hepatitis und Tollwut im Hamburger Tropeninstitut geht es endlich los! Der Flug nach Togo und die damit einhergehenden CO2-Emissionen wurden selbstverständlich von uns kompensiert (Zertifikat).
Ich lande kurz vor Mitternacht auf dem internationalen Flughafen von Lomé – oder genauer gesagt auf dem Aéroport Gnassingbé Eyadéma. Die Nacht ist zwar schwül, aber entgegen der derzeitigen Hitzewelle in Deutschland weht ein leichter, fast angenehm kühler Wind.
Nach kurzer Suche finde ich einen Taxifahrer, der mich zu meinem Hotel an die Küste der Hauptstadt fährt. Mein zugegeben ausbaufähiges, jedoch straßentaugliches Französisch stößt sofort auf seine verbalen Grenzen in Form meines Fahrers. Bei seiner scheinbar endlosen Vokalaneinanderreihung ohne Punkt und Komma verstehe ich nur mit Mühe jedes zweite Wort. Die lautstark frankophone Rap-Musik aus dem Auto, der Fahrtwind und der Straßenlärm tragen zusätzlich wenig zur Verständigung seiner enthusiastischen Tirade bei.
Die eigentlich angenehme feuchtwarme Meeresluft wird immer wieder mit dem stechenden Gestank von rauchenden Schornsteinen und verbranntem Plastikmüll durchzogen. Unsere nächtliche Fahrt führt uns vorbei an kleinen Imbissen, grell beleuchteten Marktständen und diffusen Wellblechhütten. Sie wird jedoch jäh unterbrochen von einer Militärsperre in einer Gegend, wo man als Neuankömmling insbesondere des Nachts nicht unbedingt halten möchte. Zwei in Flecktarn gekleidete Soldaten mit roten Baretts und Kalaschnikows versperren unserem rostbraunen Renault die Weiterfahrt. Einer der Soldaten begrüßt uns militärisch knapp auf Französisch, leuchtet mir mit einer Taschenlampe grell ins Gesicht und wechselt daraufhin ins Ewe; einer Sprache, die vornehmlich im südlichen Togo, Ghana und Benin gesprochen wird. Nach kurzem Austausch dürfen wir passieren. Laut meinem Fahrer eine obligatorische Kontrolle in dieser Gegend. Der Geldschein, der meines Wissens eben noch bei der Gangschaltung lag, ist zumindest verschwunden – aber vielleicht irre ich mich auch, denn ich bin zugegeben etwas angespannt.
Im Hotel angekommen, spüle ich die nunmehr täglich notwendige Malaria-Tablette, entgegen der Packungsbeilage, mit einem großen Bier hinunter und lege mich unter mein Moskitonetz schlafen.
Die zwei Seiten eines Bretterzauns
Verführerisch rauscht vor meiner Hütte die tosende Brandung des Golf von Guinea, sodass ich mich kurzerhand zu einem Strandausflug entschließe. Meine Arbeit verschiebe ich auf die Abendstunden, da zu dieser Zeit die Malaria-Tropica übertragenden Mücken einem draußen ohnehin nicht in Ruhe lassen werden.
Der Strand ist nahezu menschenleer, weil Baden aufgrund der starken Strömung lebensgefährlich ist. Er wird rechter Hand von architektonischen Vorboten des großen Hafens der Zwei-Millionen-Stadt begrenzt. Ein Blick nach links lässt den Strand nahezu grenzenlos wirken. Nur hier und da kauern Menschen ein Stück entfernt hockend am Strand, um gleich darauf wieder auf die schmale Anhöhe zu verschwinden. Der Bereich vor meinem Hotel ist gepflegt und mit bequemen Liegen und schattenspenden Sonnenschirmen gesäumt, auf denen sich jüngere Pärchen aus dem Libanon, ghanaische Familien und französische Geschäftsleute die Drinks schmecken lassen.
Unsere Anlage wird von einem mannshohen Bretterzaun begrenzt, deren Enden jeweils in den Strand münden. Ich verlasse den Hotelstrand und vernehme nur noch wage die leisen Reggae-Beats der vertrauten Anlage, als bereits kurz nach besagten Zaun eine gänzlich andere Welt beginnt. Notdürftig zusammengenagelte Bretterbuden und wackelige Wellblechhütten reihen sich dicht an dicht. Eine ältere, mit buntem Tuch bekleidete Frau badet ihre Kinder in einem alten Plastikbottich, die mein Kommen mit großem Johlen quittieren. Die höhergelegene Abbruchkannte des Strandes ist mir Plastikresten durchzogen, in der streunende Hunde nach verwertbaren Abfall forsten. Eine junge Frau hockt wenige Meter vor mir im Sand, die gespreizten Beine behelfsmäßig mit ihren Rockzipfeln bedeckend. Peinlich berührt und etwas ratlos blicken sowohl sie als auch ich auf Anhieb in gegensätzliche Richtungen. Sie springt daraufhin auf und läuft die Strandhöhe hinauf und verschwindet hinter selbiger. Nur ein Häuflein frisch aufgeschichteter Sand bleibt von ihr zurück. Ich verstehe nicht, was hier passiert ist, bis ich auf ein Häuflein treffe, das weniger kunstvoll aufgeschichtet ist – jemand hatte hier schlichtweg seine Notdurft verrichtet und nur spärlich mit Sand bedeckt. Mein nunmehr geschärfter Fokus entdeckt weitere menschliche Hinterlassenschaften und auch das kurze Hinhocken und wieder Verschwinden der Slumbewohner, weiß ich derweil mit trauriger Gewissheit zu deuten.
Während auf der einen Seite des Zaunes die Menschen ihren Sundowner am Pool genießen, schleichen sich die Dorfbewohner auf der anderen Seite zum Strand und folgen alternativlos dem Ruf der Natur. Hier in Togo ist es nur ein Bretterzaun, der die Menschen in Luxus und Armut trennt.
Montagskinder unter sich
Am Strand zwischen den Meeren aus Wellblechhüten und Atlantik setze ich mich kurzerhand in den Sand zu einem freundlich grüßenden Mann, der in etwa in meinem Alter sein dürfte. Er stellt sich mir als Kodjo vor. Wie ich von ihm erfahre, werden alle männlichen Togolesen, die an einem Montag geboren werden mit diesem Vornamen bedacht – als ich ihm erzähle, dass ich ebenfalls ein Montagskind bin, gebe wir uns erneut die Hand und feiern unsere Namensbrüderschaft. Ab sofort heiße ich also ebenfalls Kodjo.
Ich berichte ihn von der Diskrepanz von Arm und Reich der beiden Zaunseiten und das mich das tief berührt hat. Er blickt aufs Meer und nach kurzer Überlegung weist er auf die großen Fischtrawler am Horizont. „Die sind ein beträchtlicher Teil des Problems“, skandiert er zu mir. Ich verstehe nicht auf Anhieb, doch er erklärt mir, dass die Menschen hier früher Frischer waren und auch gut vom Fischfang leben konnten. Doch heute funktioniert das nicht mehr. Die westafrikanischen Fischfang-Lizenzen gehen unter anderen an große Fischereikonzerne aus Europa, die kaum etwas für die Einheimischen übrig lassen. Von den europäischen Fischfängen und deren Erträgen haben die Fischer aus Lomé nichts – „daher der Zaun“, endet er seinen kleinen Vortrag.
Ich kann nach dem heutigen Abend nur jedem empfehlen, der sich beim Fischessen fragt, warum so viele afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge eigentlich in Europa um Asyl bitten, sich einmal mit einem arbeitslosen Fischer aus Lomé zu unterhalten.
Ein Markttag in Togo
Heute gehts endlich zu unserem Klimaschutzgebiet. Auf dem Weg nach Kpalimé halten unsere lokalen Partner von natureOffice und ich auf einen der typischen Märkte in Togo, um uns großzügig mit süß-reifen Früchten einzudecken.
Unser Finanzchef Dodji macht seiner Profession alle Ehre – keine noch so unbedeutend scheinende Frucht wird kommentarlos gekauft, sondern akribisch mit unserer Biologin Yawa begutachtet und wortgewaltig auf 200 oder gar 50 CFA herunter gefeilscht, obgleich die Früchte, zumindest aus europäischer Sicht, kaum etwas kosten. An die neue Währung CFA-Franc und die damit einhergehende lokale Kaufkraft müssen sich Ausländer wohl erst einmal gewöhnen (1 Euro entspricht in etwa 700 CFA).
Als ich rote (!) Bananen entdecke, ist es mit meinem Verhandlungsgeschick jedoch vorbei. Überstützt bezahle ich die seltenen Köstlichkeiten und präsentiere sie stolz unserer kleinen Einkaufsgemeinschaft. Unsere togolesischen Freunde können die Freude nicht ganz nachvollziehen, aber Tobias stürzt sich sofort auf meine Beute. So etwas findet man in deutschen Supermärkten nicht! Schätzungsweise wachsen 1.000 (!) tropische und subtropische Bananensorten von Indien bis Costa Rica – in Deutschland findet sich zumeist nur eine (!) Sorte: die Cavendish-Banane; einfach weil sie leichter industriell verwertbar und den schnellst größten Gewinn verspricht. Monetärer Ertrag vor biologischer Vielfalt. Unsere Gaumen sind sich schnell einig: Geschmacklich kann sie mit der roten Banane bei weitem nicht mithalten.
Ankunft in Kpalimé
Unser heimisches Büro liegt in der 75.000 Einwohner Stadt Kpalimé; etwas abseits der quirligen Hauptstraße, die von allerlei Straßenständen und kleineren Läden gesäumt ist. Entfernt genug, um von der omnipräsent lauten Musik der Cafés und den 24h knatternden Mopeds kaum etwas mitzubekommen.
In Relation zu Lomé ist das Klima aufgrund der nahe liegenden Berglandschaft recht angenehm und ein idealer Ausgangspunkt für Erkundungen des grünen Umlandes.
Im Projektgebiet von Abouzokope
Der tägliche Arbeitsweg zum eigentlichen Klimaschutzprojekt führt uns nach eineinhalb stündiger Autofahrt in das Dorf Abouzokope.
Die anfänglich geteerte Straße mündet in eine rotbraune Schotterpiste. Die Strecke führt immer wieder durch Palmölplantagen. „Jeden Tag werden hier in der Gegend ca. fünf Hektar Fläche in eine Plantage zur Palmölgewinnung umgewandelt. Überwiegend von indischen Unternehmen.“, bemerkt Tobias unser Projektleiter nachdenklich. Demnach werden alleine in dieser Region täglich knapp fünf Fußballfelder urbar gemacht. Nach einer längeren Diskussion über das Für und Wider dieses globalen Phänomens erreichen wir die ersten Lehmhütten des kleinen Dorfes.
Die Arbeit unseres Teams umfasst neben alltäglicher Instandhaltungs- und Organisationsaufgaben, vornehmlich die Versorgung der Tiere, die Koordination des Schulprojektes und das Pflanzen der Bäume. Der Bau unseres Wasserfilters ist eines der vielen Sonderprojekte.
Bei Planungen oder Problemen im Dorf muss das Team individuell reagieren. Teils basisdemokratisch in Absprache mit den Einwohnern und dem König des Dorfes; teils spontan in höchster Not als ein Feuer vor den Kaninchenställen ausbricht.
An eines muss man sich jedoch wohl erst noch gewöhnen. Tobias und ich sind wohl die einzigen Weißen in der Region. Sobald uns die Kinder bemerken, laufen sie neben einem her und rufen „Yovo, Yovo“– was auf Ewe so viel heißt wie „Weißer, Weißer“. Gerne berühren sie die ungewohnte Hautfarbe oder reichen einem strahlend die Hand. Auch in Läden und Bars wird man mit „Bonjour, Yovo!“ begrüsst. Bei Kindern lässt man sich hier und da zur Antwort „Amebo, Amebo“ hinreisen, was schlicht „Schwarzer, Schwarzer“ heißt – die Kinder brechen daraufhin in freudiges Gelächter aus, aber so richtig überzeugt sind wir von der Variante nicht.
Klimaneutralität: Von der Theorie zur Praxis
Alle KundInnen drucken über uns klimaneutral. Am Ende der Bestellung erhalten sie dann ein Klimazertifikat mit der Menge in Kilogramm an eingesparten CO2-Äquivalenten. Aber was steckt eigentlich genau dahinter? Ganz einfach: Der im Druckpreis enthaltene Kompensationsbeitrag wird von uns investiert – Unter anderem werden hierfür in Togo Bäume gepflanzt! Insgesamt wurde das Projektgebiet bereits mit 1,5 Millionen heimischen Setzlingen erfolgreich aufgeforstet! Hier gehts zum Fotoalbum.
Besuch eines togolesischen Gottesdienstes
Es ist Sonntagmorgen. Der Saal der christlichen Gemeinde in unserer Nachbarschaft ist nur ein kurzer staubiger Fußmarsch entfernt. Staubig sollte man allerdings das für alle Konfessionen offene Gotteshaus nicht betretenen. Gepflegt ausladende Anzüge bei den Herren sowie farbenfrohe Kleider und Hüte bei den Damen scheinen ortsüblicher Konsens zu sein – auch die vielen umherspielenden Kinder tragen ihren Sonntagsanzug beziehungsweise ihr liebevoll besticktes Kleidchen.
Andächtig geht es eher weniger zu in dem voll besetzten Haus. Der Priester schmettert übers Mikro sein Halleluja durch den Raum und eine adrett gekleidete Dame neben ihm übersetzt das Französische sogleich ins Ewe. Amen! Die Gebete werden von den Anwesenden laut gesprochen; mein Sitznachbar schreit seines nahezu mit ausgebreiteten Armen in Richtung Himmel. Andere laufen dabei mit geschlossen Augen tranceartig durch den mit Ventilatoren bestückten Raum.
Die geschmückten Sängerinnen werden von einer Musikband mit Schlagzeug und Keyboard unterstützt und die Anlage wie überall in Togo voll aufgedreht. Die Gläubigen Tanzen vor der Kanzel und singen lauthals mit – auch ich werde mit nach vorne gebeten und darf eine Runde vor den tosend applaudierende Publikum mittanzen. Eines ist sicher: Ob gläubig oder nicht – es ist ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis (zum Video)
„Bonne arrivée“ im Fledermausland
oder „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“
Mit unserem Naturexperten Kossivi geht es raus in die waldigen Berge von „Missahohoe“. Er ist hier geboren und kennt jeden Stein und jedes Blatt. Seinen Baumpflanzungen ist es zu verdanken, dass der Weg in den Wald einer schattigen Allee gleicht. Unentwegt zeigt er auf Blätter, Insekten und Früchte, wobei er en détail deren Eigenschaften beschreibt. Er weist auf riesige Blätter, die sich wie Plastik anfühlen, warnt vor giftigen Tausendfüßer und termitenähnlichen Krabbeltieren, die ihre Nester unter dichten Blattwerk verbergen. Neben wilden Pfeffer und Kakaofruchtfleisch kosten wir auch Kolanüsse – doch „nicht zuviel“, warnt Kossivi, denn das konzentriert enthaltene Koffein der Pflanze hat eine stimulierende Wirkung. „Ganz entgegen zu dieser Wurzel“, springt der Naturexperte bereits zwei Schritte weiter. Gemahlen und aufgekocht ist es seiner Meinung nach möglich, eine Woche lang durchzuschlafen.
Unser eigentliches Ziel, die Fledermäuse, werden uns schlagartig bewusst, als wir einen lauten Schuss eines Gewehrs hören. Der Himmel über uns färbt sich schwarz von einem gewaltigen Schwarm von Fledermäusen und Flughunden.
Ein atemberaubender Anblick für mich (zum Video). Ein großes Ärgernis für Kossivi. Er engagiert sich gegen Wilderei in der Bergregion, doch die Korruption in den zuständigen Behörden ermöglicht den Wilderern immer wieder ein paar unbeaufsichtigte Stunden zur Jagd auf alles, was sich im Wald bewegt. Ein weiteres Problem ist der illegale Holzeinschlag. Der ehemals flächendeckend mit Bäumen bewachsende Hügel ist teils gänzlich vom Baumbestand befreit. Der tägliche Kampf um die existenziellen Bedürfnisse der Menschen in den anliegenden Dörfern lassen Diskussionen über Tier- und Waldschutz kaum zu, sinniert er ein wenig betrübt.
Seine kurze Melancholie wandelt sich wenige Meter in Wut. Er zeigt mir eine fast leere Herbizid-Plastikflasche von Monsanto, die achtlos im Wald liegt. Das enthaltende Glyphosat tötet nahezu alles, was Grün ist, referiert er kopfschüttelnd.
Auf dem Rückweg finden wir weitere Flaschen. Wir sammeln sie ein und nehmen sie mit. Am Ende des Tages habe ich den Kopf voller Eindrücke und einen Beutel voller Pflanzengifte. Fachgerecht entsorgen kann man sie in Togo unseres Wissens jedoch nicht. Der Müll wird von den meisten Togolesen einfach verbrannt, da sie sich die umgerechnet zwei Euro monatlich für die sporadisch agierende Müllabfuhr nicht leisten können. Und auch die Müllabfuhr selbst wirft sie gerüchtweise am Ende auf einen großen Haufen außerhalb der Stadt. Auf Grund der Kolonialzeit, der Rohstoffarmut und Regenabhängig ist Togo eines der ärmsten Länder der Welt. Die daraus resultierenden Probleme für Mensch, Tier und Natur sind frappierend.
Auf dem Rückweg setzt Kossivi mich mit seinem Moto in meinem Viertel ab. An der Ecke wird gerade bei einem schrottreifen Auto ein Ölwechsel durchgeführt. Die Ölwanne wird einfach auf dem sandigen Erdboden entleert und mit Wasser ausgespült. Zurück bleibt ein schwarzer Ölfleck, der langsam das darunter liegende Grundwasser verseucht. Zwei Kinder beobachten trinkend die Reinigung und werfen anschließend die millionenfach produzierten Plastiktrinkwasserbeutel auf den roten Feldweg, die daraufhin gemeinsam mit anderen Einwegplastiktüten vom lauen Abendwind mit unbestimmten Ziel in die Luft getragen werden.
Eines ist sicher: An Inspiration mangelt es einem hier nicht, um nachhaltige Projekte zu starten. Das Engagement von natureOffice in dem Dorf Abouzokope ist ein nachahmenswerter Schritt in die richtige Richtung und spendet Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Wanderung zum höchsten Wasserfall Westafrikas
Unser Freund, Nachbar und Reiseführer Bakufo „Cobra“ Tsikata holt mich frühmorgens mit dem Auto ab. Zusammen mit zwei Libanesen aus Lomé sind auf wir auf dem Weg zum höchsten Wasserfall im westafrikanischen Raum – dem „Cascade de Wli“. Die stürzenden Wasser des Riesen verstecken sich im bergigen Urwald direkt auf der Grenze zwischen Ghana und Togo.
Unsere Wanderung ist steinig und führt uns immer wieder über zugewucherte Pfade, die der Dschungel für sich zurückerobert hat. Als wir das Plateau eines Bergrückens erreichen, lichtet sich der Wald und gestattet uns einen herrlichen Blick auf die umliegende Natur.
Der weitere Marsch bedarf äußerster Vorsicht, da der Trampelpfad sich zu einem schmalen Bergvorsprung verengt – ein falscher Tritt und es geht hunderte Meter bergab. Cobra witzelt herum und verbietet uns schlichtweg zu fallen, da das unten anliegende Tal bereits ghanaisches Staatsgebiet ist und wir kein Visum hätten. Das ist leichter gesagt als getan, da der einsetze Regen den Abstieg auf den rutschigen Steinen nicht gerade erleichtert. Wir bleiben daher dicht zusammen und stützen uns gegenseitig so gut wir können.
Zum ersten Mal vernehmen wir deutlich das Rauschen des nahenden Naturphänomens. In englischsprachigen Reiseführern wird bei besonders überraschenden oder außergewöhnlichen Ereignissen gerne von einem „Wow effect“ berichtet. Eben jenen erhalten wir nach einer weiteren Biegung. Die tosenden Wasser des Wli-Wasserfalls rauschen vor unseren Augen über 80 Meter in die Tiefe.
Nachdem wir diesen naturgewaltigen Eindruck halbwegs verarbeitet haben, kann ich es kaum erwarten, mich in die Fluten zu stürzen. Die Ghanaer und Togolesen am Fuß der Fälle lassen sich jedoch nicht dazu hinreißen. Ihnen ist es einfach zu kalt – es sind ja „nur“ 28 Grad hier in den schattigen Bergen. Als ich Ihnen berichte, dass wir Norddeutschen teils bereits bei knapp 18 Grad Wassertemperatur in die Ostsee hüpfen, lachen sie mich aus und nennen mich augenzwinkernd einen „Yavo fou“ – einen verrückten Weißen.
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