„Allein in Deutschland gibt es 80 Millionen potenzielle KlimaschützerInnen“

Um den Klimaschutz zu fördern, ist es notwendig auf Ökostrom zu wechseln – das ist bekannt. Auch dass es im Winter energetisch wenig ratsam ist, die Fenster zu klappen, dürfte sich (hoffentlich) rumgesprochen haben. Doch worauf sollten private Haushalte hinsichtlich Energieeffizienz sonst noch achten und wo erhalten sie kostenlose Unterstützung? Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei hat nachgefragt bei Martin Sambale, dem Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu.

Klimaschutz

KRS
Welche Rolle spielen KonsumentInnen und BürgerInnen im energetischen Rahmen für den Klimaschutz?

MS
Eine sehr große – und die Möglichkeiten sind sehr vielseitig. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann mit dem eigenen Konsumverhalten Einfluss ausüben. Auch der bewusste, sparsame Umgang mit Energie im Alltag ist enorm wichtig, sei es bei der Mobilität, beim Heizen oder dem Gebrauch von Elektrogeräten. Allein in Deutschland gibt es 80 Millionen potenzielle KlimaschützerInnen – das lässt die Potenziale erahnen. Beim Thema Klimaschutz stehen nicht nur die Politik und die Wirtschaft in der Verantwortung, hier ist auch jeder Einzelne von uns gefordert. Daran sollte man immer wieder denken.

KRS
Worauf sollten BürgerInnen im Eigenheim oder der Mietwohnung achten?

MS
Private Haushalte benötigen für Raumheizung, Warmwasser und die verschiedenen Stromanwendungen im Haushalt viel Energie und haben meist ein großes Potenzial zur Einsparung und Effizienzsteigerung. Das fängt beim Bau oder der Sanierung des Eigenheims an und geht mit einer guten Wartung und Einstellung der Heizungsanlage weiter. Stand der Technik sind heute Effizienzhäuser, die mit sehr wenig Energie auskommen und als EffizienzhausPlus sogar übers Jahr betrachte mehr Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien gewinnen, wie verbraucht werden.

Und auch für MieterInnen oder WohnungseigentümerInnen, die nicht über alle Maßnahmen bei Bau und Sanierung entscheiden können gibt es Möglichkeiten. So liegt der durchschnittliche Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie bei rund 4.000 Kilowattstunden im Jahr. Dabei ließe sich der Verbrauch locker um 1.000 Kilowattstunden senken – ohne jeglichen Komfortverlust. Zu den heimlichen Stromfresser zählen beispielsweise alte, ineffiziente Heizungspumpen im Keller. Aber auch der Standby-Betrieb zahlreicher Elektrogeräte im Haus kostet unnötig Energie, was sich mit abschaltbaren Steckerleisten spielend leicht vermeiden lässt. Wahre Energiesparwunder sind LED-Lampen. Sie verbrauchen nur einen Bruchteil des Stroms einer althergebrachten Glühlampe. Es sind viele kleine Maßnahmen, die in der Summe Wirkung zeigen.

KRS
Bekommen BürgerInnen (kostenlose) Unterstützung vom Staat oder Institutionen? Wenn ja, welche sind dies?

Geschäftsführer Martin Sambale

eza!-Geschäftsführer Martin Sambale

MS
In ganz Deutschland gibt es Energieagenturen, die eine kompetente, unabhängige und in der Regel kostenlose Energieberatung anbieten. In Niedersachsen sind das beispielsweise die Klimaschutzagentur Niedersachsen, die Klimaschutzagentur Region Hannover, die Energieagentur Region Göttingen und die Klimaschutzagentur Weserbergland. Auf der Homepage des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD) e. V. findet man einen bundesweiten Überblick über sämtliche Energieagenturen. Und auch die Verbraucherzentralen bieten bundesweit einen sehr guten Energieberatungsservice an, in manchen Regionen auch in Kooperation mit Energieagenturen.

KRS
Vielen Dank, Herr Sambale für das aufschlussreiche Gespräch!