Erdöl: Desaster für Mensch und Natur

Wir fördern Erdöl, um mit diesem fossilen Energieträger vornehmlich unsere Transportmittel mit Treibstoff zu versorgen. Die Verbrennung dieses Treibstoffs verursacht bekanntermaßen CO2-Emissionen, die den Klimawandel vorantreibt. Doch nicht nur der Verbrauch, sondern auch die Produktion ist für massive Umwelt- und Menschrechtsverletzungen verantwortlich.

Erdöl-Raffinerie

Gewaltige Bohrtürme und -inseln fördern weltweit durch tiefe Bohrungen das Rohöl aus dem Erdinneren ans Tageslicht. Weit über 4.000 Millionen Tonnen pro Jahr – Tendenz steigend. Die Verschmutzungen für die Natur durch die Förderung, Aufbereitung und den Transport durch Bohrunfälle, Pipeline-Schäden und Tankerunglücke sind ebenso mannigfaltig wie hinlänglich dokumentiert. Neben Umweltverschmutzungen und Klimawandel führen die globalen Erdölförderungen von gesundheitlichen Schäden über eine ungerechte Verteilung bis zu geopolitischen Konflikten.

Nigeria im Würgegriff der Mineralölkonzerne

Das westafrikanische Land ist von der Ölförderung abhängig und der Einfluss von den größten Mineralöl- und Erdgas-Unternehmen der Welt entsprechend hoch. Die gemeinsamen Umsätze der hier fördernden Mineralölunternehmen von ExxonMobil über Chevron bis Shell übersteigen das gesamte BIP von Nigeria um ein Vielfaches. Zwar gibt es gewisse Umweltstandards für die Erdölförderung und -verarbeitung, aber die Gesetze werden häufig aufgrund des Interessenkonfliktes und der ungleichen Machtverhältnisse schlichtweg nicht umgesetzt. Die Folgen für die hier lebenden Menschen und die Natur sind fatal.

„Nach Regierungsangaben lief in den vergangenen Jahren durchschnittlich 300 Mal im Jahr […] Öl aus. Im Vergleich zum Rest des Landes sank die Lebenserwartung der 30 Millionen dort lebenden Menschen durch die Verschmutzung von Luft, Gewässern und Böden um etwa zehn Jahre. Die Umweltverschmutzung, welche wichtige Lebensgrundlagen […] der Bevölkerung zerstört, trägt auch zu den gewalttätigen Konflikten in der Region bei.“

Verschmutzung durch Erdöl

Durch ausgetretenes Erdöl werden wichtige Lebensgrundlagen wie landwirtschaftliche Flächen und Fischgründe zerstört.

 Gasfackeln: Ein leuchtendes Symbol für Misswirtschaft

Bei der Erdölförderung entstehen Erdölbegleitgase. Diese Begleitgase müssen zur energetischen Nutzung aufbereitet werden, doch für die Reinigung des Gases müsste im Nigerdelta investiert werden, sodass es für Konzerne kurzfristig günstiger ist, das Gas einfach zu verbrennen. Die Abfackelung des Gases (Gas Flaring) verursacht enorme gesundheitliche Probleme vor Ort durch Luftverschmutzung und sauren Regen. Und auch die klimaschädlichen Folgen sind beträchtlich. Alleine die Gasfackeln verursachen etwa 50 % der gesamten Industrieemissionen in Nigeria.

Gasfackel

Obgleich die technischen Möglichkeiten bestehen und es sogar wirtschaftlich mittelfristig lohnenswert wäre, brennen die Fackeln in Nigeria seit den 1960er Jahren. Global werden durch Gasfackeln sinnlos zwei Prozent des energiebedingten Treibhausesgases freigesetzt. Das ist nicht nur klimatisch eine Katastrophe, sondern auch sozial eine Schande, denn 60 % der 180 Millionen Nigerianer haben keinen Zugang zur Stromversorgung – dennoch werden vor ihrer Haustür jährlich 15 Milliarden Kubikmeter kostbares Gas verbrannt. Diese Menge würde reichen, um Brennstoffe für Kraftwerke mit 10 Gigawatt Leistung zu liefern. Das entspricht in etwa der installierten Leistung aller deutschen Kernkraftwerke zusammen. Abgesehen von den globalen Klimafolgen tragen die Menschen im Nigerdelta die gesamte Last der Umweltverschmutzung, ohne dass sie wirtschaftlich von den eigenen Ressourcen profitieren.

Die Förderung und der Verbrauch von Erdöl haben langfristig erhebliche negative Effekte für Mensch und Umwelt. Von deren Gewinnen profitieren hingegen nur Wenige. Auch wenn dieser kurze Beitrag nicht wirklich etwas ändern wird, sollte man sich bewusst sein, dass jede Fahrt zur heimischen Tankstelle dieses ökosoziale Ungleichgewicht stützt. Wir hoffen zumindest, dass einige inspiriert werden, zeitweise oder langfristig, auf das eigene Rad, den Zug oder Elektromobilität zu wechseln.