Nachhaltige Kooperationen funktionieren nur innerhalb der eigenen Branche? Falsch! dieUmweltDruckerei und Goldeimer beweisen das Gegenteil. Doch wie kooperiert eine Öko-Druckerei mit einem Sozialunternehmen aus dem Sanitärbereich? Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei und Goldeimer-Geschäftsführer Malte Schremmer (MS) verraten euch wies geht!
KRS:
Malte, jippijäh, die Festivalsaison ist gestartet! Darüber freuen sich sicherlich viele musikbegeisterte Menschen; doch so richtige Vorfreude kommt bei mir persönlich nicht auf – zumindest bei dem Gedanken an die sanitären Gegebenheiten auf einigen Festivalgeländen. Waren solche buchstäblich notdürftigen Festivalerfahrungen für euch eine Art naserümpfendes Aha-Erlebnis, um ein soziales Jungunternehmen zu gründen?
MS:
Hey Kevin, wir sind auch schon wieder heiß! Wir starten in den siebten Goldeimer Festivalsommer und werden auch in diesem Jahr über 200.000 Festivalgänger*innen den Hintern retten. Nichtsdestotrotz, die Idee zu Goldeimer hat einen anderen Hintergrund: auf einer Projektreise nach Burkina Faso mit der Welthungerhilfe und Viva con Agua hat mich ein sehr starker Durchfall heimgesucht, der mich zum Nachdenken gebracht hat. 4,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicherer Sanitärversorgung, das ist mir vorher nicht bewusst gewesen. Durch die Reise ist eine Begeisterung für das Thema Nachhaltige Sanitärversorgung entstanden, die bis heute anhält. Es war damals allerdings naheliegend, erstmal vor der eigenen Haustür zu kehren und das Sanitärsystem in Deutschland zu hinterfragen – schließlich spülen wir unsere Toilette mit reinem Trinkwasser, was an vielen Orten der Welt ein rares Gut darstellt. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, haben wir also angefangen eine ökologische Alternative auf Festivals anzubieten. So ist dann letztlich Goldeimer entstanden, wie viele es heute kennen.
KRS:
Wir sind eine ökologische Druckerei und Ihr bietet Kompostklos. Klingt erst einmal nicht so, als wenn wir außer unserem Nachhaltigkeitsgedanken viel gemeinsam hätten – und dennoch arbeiten wir mit demselben Material: 100 % Recyclingpapier vom Blauen Engel! Was bietet Ihr genau an und warum habt auch Ihr euch für dieses Papier entschieden?!
MS:
Recyclingpapier ist immer die bessere Alternative gegenüber Frischfaserpapier. Papierfasern können bis zu siebenmal wiederverwertet werden – so gesehen wird aus euren Flyern irgendwann unser Klopapier. Wir sehen nicht ein, dass Bäume gefällt werden müssen, damit wir uns damit den Hintern abwischen können. Recycling-Papier benötigt in der Verarbeitung wesentlich weniger Energie und Wasser als Frischfaserpapier. Daher haben wir uns für 100 % Recycling-Klopapier entschieden, welches zeitgleich noch einen sozialen Zweck erfüllt: Klos bauen. Mit den Erlösen aus dem Klopapier kofinanzieren wir Sanitärprojekte unserer Freunde von Viva con Agua und der Welthungerhilfe und wollen unseren kleinen Teil zur Lösung der weltweiten Sanitärkrise beitragen. Und jeder und jede kann ganz einfach mitmachen: Hinsetzen, Abwischen, Helfen, Fertig.
KRS:
Euer öko-soziales Klopapier nutzen wir natürlich auch bei der UmweltDruckerei und können es nur nachhaltig weiterempfehlen! Doch wir supporten uns gegenseitig noch in anderen Bereichen. Ihr ökodruckt beispielsweise nicht nur euer Goldeimer-Magazin über uns, sondern druckt jetzt auch ein defäkiertes Büchlein über uns. Was hat es denn damit auf sich?
MS:
Unser Buch für Groß und Klein! „Die Kleine Geschichte vom Großen Geschäft“ ist ein Buch über die Geschichte des Klos. 13 verschiedene Künstler*innen illustrieren eine Reise der Toilette von der Steinzeit bis in den Weltraum. Das Buch wurde durch viele Unterstützer*innen im Vorfeld via Crowdfunding finanziert und bei euch klimaneutral produziert: Hardcover, 64 Seiten und sehr viel zu sehen! Wir freuen uns auf zahlreiche Bestellungen bei uns im Online-Shop! Eine kleine Vorschau gibt es auf unserem Instagram-Kanal, von Luke Mockridge über Gentleman bis Dieter Hallervorden hat das ein oder andere bekannte Gesicht schon mal ein Kapitel vorab vorgelesen…