Blühendes Engagement für den Insektenschutz

Jonte Mai (JM) aus Bremen ist erst 13 Jahre alt, doch ist er bereits seit Jahren Imker und Umweltaktivist für Fridays for Future. Für dieses Engagement wurde er letztes Jahr mit dem beebetter-Award ausgezeichnet! Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei hat bei dem Gründer von Naturschutz2go nachgefragt, welche Arbeit er derzeit für den heimischen Arten- und Insektenschutz leistet.

Spender für Blütensamen für den Insektenschutz

KRS
Jonte, magst du einmal erzählen, warum du genau mit dem beebetter-Award ausgezeichnet worden bist?

JM
Mit sieben habe ich angefangen zu imkern. Irgendwann habe ich mich dann auch mehr mit Wildbienen auseinandergesetzt und deren Gefährdung. Ich habe 2019 eine Lösung gesucht wie man viele Menschen motivieren kann, sich aktiv gegen das Insektensterben einzusetzen. Auf einem Berliner Flohmarkt kam mir dann die Idee, als ich alte Kaugummiautomaten gesehen habe. Danach plante ich einen umzubauen; quasi um Leute auf kreative Weise zu mobilisieren, neue Lebensräume für Insekten zu schaffen. So habe ich mir gedacht, erreiche ich Aufmerksamkeit für das Thema und kann die Message rüberbringen, dass eben „Jeder Quadratmeter zählt“ und dass jeder in seinem eigenen Garten und auf dem Balkon etwas gegen das Artensterben und für die biologische Vielfalt tun kann. Der Automat steht vor meiner Tür. Im Handumdrehen lädt der Saatgutautomat dort dazu ein, kleine Flächen und Orte für Bienen und andere Insekten zu schaffen. So kann jeder auf kleinstem Raum etwas dazu beitragen, einige Quadratmeter Blühflächen für viele bestäubende Insekten zu schaffen. Bunte Blumen, gesundes Gemüse und Obst bilden eben die Nahrungsgrundlagen für Menschen und Tiere. Dafür habe ich den Award bekommen und den Landessieg Bremen beim Deutschen Nachbarschaftspreis.

KRS
Stichwort „Artensterben“ – Was hältst du als Artenschützer von sogenannten Steingärten oder gezüchteten Zierblumen ohne Pollen und Nektar?

JM
Ich finde reine Stein- und Schottergärten und Zierblumen nicht nur nicht schön, sie klauen Lebensräume, Nahrungsquellen, Unterschlüpfe für Insekten und andere Tiere. Ich glaube, dass vielen das gar nicht bewusst ist, was sie da eigentlich der Natur antun, wenn sie alles versiegeln und vermeintlich pflegeleicht anlegen.

KRS
Und wie sollte deiner Meinung nach ein insektenfreundlicher Vorgarten am besten aussehen?

JM
Toll wäre ein Garten mit Nistmöglichkeiten und Wasserstellen für Vögel, Wildbienen und andere Insekten. Man kann zum Beispiel Totholz liegen lassen und Insektenhotels aufstellen. Aber auch viele Pflanzen sowie Stauden mit viel Nektar und Pollen. Insektenfreundlich sind natürlich auch eine Wildblumenwiese und heimische Gehölze wie z.B. die Kornelkirsche. Auf keinen Fall so was wie Kirschlorbeer, da kann man besser sogar ne Betonmauer aufstellen, worauf sich dann zumindest mal Moos bildet. Wenn es im eigenen Garten oder auf dem Balkon summt und brummt, weiß man als Gärtner, dass man im Sinne der Natur und Insekten gepflanzt hat. Auf den Seiten des NABU finden sich tolle Tipps, um genau das zu erreichen.

Blütensamen für den Insekteschutz
„Wenn es im eigenen Garten oder auf dem Balkon summt und brummt, weiß man als Gärtner, dass man im Sinne der Natur und Insekten gepflanzt hat.“

KRS
Und welche Blumen und Pflanzen stecken genau in deinen Samentüten? Warum hast du genau diese für den heimischen Insektenschutz ausgewählt?

JM
In meinen Automaten ist ein- und mehrjähriges Regio-Saatgut sowie Saatgutkonfetti aus Deutschland. Darin enthalten sind Blumen-, Kräuter und Gräser für (Wild-)Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und Co. Sie dienen als Nahrungsgrundlage. Im Herbst sind dann insektenfreundliche Frühblüher wie z.B. Schachbrettblumen, Krokusse, Winterlinge drin, die den Bestäubern zu Beginn des Jahres die erste Nahrungsquelle bieten können. Um gegen den Artenverlust etwas zu tun, versuche ich ein ganzjähriges Angebot zu bieten.

KRS
Kannst du in etwa abschätzen, wie viele Quadratmeter du mit deinen Samenkapseln bereits in eine Blumenwiese verwandelt hat?

JM
Ich schätze, dass mittlerweile durch den Saatgutautomaten und den SamenSpender mittels Saatgut und die Blumenzwiebeln rund 1.200 -1.500 Quadratmeter Blühflächen (Stand 26.04.) entstanden sind. Und es werden immer mehr, da mir von vielen rückgemeldet wurde, dass sie Samen im letzten Jahr von ihren Blühwiesen geerntet und wieder ausgepflanzt haben. Und es gibt Leute, die sich auch einen Automaten gebaut haben oder planen dies zu tun.

KRS
Du hast dieUmweltDruckerei ja nicht nur zu einer eigenen „Samenpenden-Aktion“ inspiriert, sondern auch unsere bescheidenen Dienste in Anspruch genommen. Was hast denn über uns gedruckt und wofür genau?

JM
Meine neue Idee ist ein recycelter Kondomautomat. Der sogenannte SamenSpender steht seit April 2021 vor der Gemüsewerft hier in Bremen und bietet sogar drei verschiedene insektenfreundliche Samenmischungen an. Für die drei unterschiedlichen Schachteln im Automaten habe ich bei der UmweltDruckerei kunterbunte Aufkleber drucken lassen, die ihr mir coolerweise gesponsert habt. Danke noch einmal dafür! So kann ich viel mehr Geld vom Erlös aus dem Automaten spenden. Die Schachteln sollen nachhaltig genutzt und nicht in den Müll. Die Idee ist, sie aufzubewahren für Samen, die die Leute im Herbst von ihrer Blühflächen quasi auch als SamenSpender ernten können.

KRS
Was passiert eigentlich genau mit den Einnahmen deines Blumensamenverkaufs? Du sagtest, du spendest die Erlöse?

JM
Genau. Das Geld spende ich für unterschiedliche Natur- und Klimaprojekte hier in Bremen. Aktuell habe ich davon jetzt ein Projekt in Berlin finanziert – der erste Saatgut-Automat in der Hauptstadt!

KRS
Großartig! Dein Engagement ist wirklich beeindruckend. Und zu guter Letzt. Was hast du zukünftig noch alles vor und wie können unsere Leser*innen dich unterstützen?

JM
Ich möchte noch viel mehr Leute erreichen und motivieren etwas für die Umwelt zu tun. Jeder einzelne kann etwas beitragen und Platz schaffen für Insekten. Jeder Quadratmeter zählt! Ich habe gerade einen Film mit einer Bauanleitung für einen Saatgut-Automaten gedreht. So können sich z.B. Jugendgruppen, Schulen oder Kindergärten ihren eigenen Automaten kreativ gestalten, wodurch noch mehr Blühflächen entstehen können. Naturschutz2go ist mittlerweile ein Anstoß für viele geworden, um gegen Schottergärten anzugehen sowie um Multiplikatoren zu schaffen, die andere überzeugen, dass insektenfreundliche Naturgärten mit wilden Ecken einen ganzjährigen Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz sind!

Insektenschutz durch Wildblumen
„Ich möchte noch viel mehr Leute erreichen und motivieren etwas für die Umwelt zu tun. Jeder einzelne kann etwas beitragen und Platz schaffen für Insekten. Jeder Quadratmeter zählt!“