Die natürliche Bewaldung der iberischen Halbinsel sind zum Großteil Mischwälder mit verschiedenen Eichen, allen voran der Korkeiche. In der Vergangenheit wurde diese natürliche Bewaldung vermehrt durch vermeintlich wirtschaftliche Pflanzen ersetzt. Der Fotograf Raphael Bolius setzt sich für den Erhalt der Eichenwälder ein und verdeutlicht mit seinen Bildern die Schönheit und den Nutzen dieses atemberaubenden Ökosystems.
Kork ist ein natürliches und nachhaltiges Material. Gegenüber Aluminium- und Plastikverschlüssen haben Naturkorken beispielsweise eine wesentlich bessere Ökobilanz. Kork kann man aber nicht nur als Weinverschluss, sondern für alle möglichen Zwecke nutzen: Als nachwachsendes Dämmmaterial, als Ersatz für Leder und zum Brandschutz. Es gibt unzählige Verwendungsmöglichkeiten für diesen enorm vielseitigen Werkstoff.
Das Vorurteil, man solle besser keinen Kork kaufen, ist also nicht nur falsch, sondern extrem schädlich. Denn neben seiner Vielseitigkeit hat Kork noch einen weiteren Vorteil: Wer Korkprodukte kauft, der sichert mit seinem Kauf wahrscheinlich eines der interessantesten Ökosysteme Südeuropas: Die heimischen Korkeichenwälder.
„Eine regelmäßig alle zehn Jahre abgeerntete Korkeiche wird resistenter gegen Feuer, bildet dickere Korkmasse und bindet in der Rinde fünfmal mehr CO2 als andere Bäume. Die gesamten Korkeichenwälder, die es nur im Mittelmeerraum gibt, verwandeln jährlich 14 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid in vielseitig verwendbaren Kork – glatte zehn Prozent des CO2-Ausstoßes im deutschen Straßenverkehr.“
Portugal ist mit ca. 157.000 Tonnen pro Jahr und einem Marktanteil von 54 % weltweit der größte Korkproduzent, der Anbau des Korks erfolgt ausgesprochen extensiv und die Eichenwälder bieten einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen einen einzigartigen Lebensraum. Neben den wieder angesiedelten Luchsen leben in den Eichenwäldern Portugals Störche (u.a. der seltene Schwarzstorch) sowie Kraniche, Eulen, Dachse und Wildschweine. Und für die Zugvögel aus Nordeuropa sind die Wälder eine willkommene Raststation auf ihrer jährlichen Wanderung. In Portugals Korkeichenwäldern tritt einer der wenigen Fälle ein, dass Wirtschaft und Naturschutz an einem Strang ziehen.
Leider breiten sich wasserintensive Eukalyptusplantagen und andere Monokulturen auch in Portugal immer mehr aus und bedrohen die originalen Ökosysteme. Der große Nachteil der Korkeiche ist ihr extrem langsames Wachstum, denn erst nach 25 Jahren kann sie das erste Mal für die Korkproduktion geschält werden. Wer auf kurzfristige Rendite setzt, pflanzt daher lieber den schnell wachsenden Eukalyptus, der bereits nach 10 Jahren zur Papiergewinnung gefällt wird.
Ein ökologisches Desaster, das nicht notwendig wäre. Durch vermehrte Nutzung von Recycling-Fasern und dem bewussten Umgang mit dem wertvollen Rohstoff Papier, wäre ebenso viel gewonnen wie durch die intensivere Nutzung des Naturprodukts Kork. Glücklicherweise engagieren sich in Portugal eine Reihe von NGOs für den Erhalt der Eichenwälder, allen voran Quercus (lat. Eiche). Durch Landkäufe und gezielte Kampagnen gegen die monokulturelle Plantagenwirtschaft bietet die gemeinnützige Organisation der Natur eine Chance, die ursprünglichen Flora und Fauna zu bewahren.
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