In den Medien dienen Bäume häufig als Aushängeschild für den Klimaschutz, indem Wälder als prominente CO2-Speicher dargestellt werden. Moore respektive Torfmoore binden hingegen viermal mehr CO2 als Tropenwälder, doch spielen sie medial eher eine untergeordnete Rolle. Vergleicht man exemplarisch die englischen Suchbegriffe „Trees + CO2“ mit „Peatland + CO2“, so erhält man bei Google für die Baum-Suche 12.800.000 Ergebnisse, wohingegen die Suchmaschine für Torfmoore (Peatland) lediglich 212.000 Ergebnisse parat hält.
Dr. Kevin Riemer (KR) von der UmweltDruckerei hat beim zuständigen Referatsleiter Dr. habil. Thorsten Permien (TP) im Mecklenburg-Vorpommerschen Umweltministerium nachgefragt, welchen Wert Moore für den Klimaschutz darstellen.
KR:
Bitte beschreiben Sie den klimarelevanten Aspekt von Torfmooren. Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen dem Ökosystem Moor und dem Klima?
TP:
Moore sind riesige Ansammlungen von Torf mit einer vergleichsweise dünnen, belebten Oberfläche. In intakten Mooren verrotten die abgestorbenen Pflanzenteile nicht, sondern sie werden unter der Wasseroberfläche, also unter Luftabschluss, konserviert. In längeren Zeiträumen verliert diese Pflanzenmasse mehr und mehr ihre Struktur und es bildet sich Torf, der zu einem erheblichen Teil aus Kohlenstoff besteht. Betrachtet man geologische Zeiträume, also mehrere Jahrtausende bis Jahrmillionen, dann kann diese Entwicklung sogar weiter zu Braunkohle und darüber hinaus zur Steinkohle gehen.
KR:
Und worin besteht genau die Gefahr für die Moore und somit letztlich für unser Klima?
TP:
Um Moore etwa für den Ackerbau nutzbar zu machen, müssen sie – teilweise mit erheblichem Aufwand – entwässert werden. Dies war lange Zeit durchaus der richtige Weg zur Nutzung der Moore, da auf der einen Seite Nahrungsmittelmangel herrschte, auf der anderen Seite die Klimawirksamkeit nicht bekannt war und auch noch keine wesentliche Rolle spielte. Bekannt ist das Zitat von Friedrich dem Großen zur Trockenlegung des Oderbruchs: „Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert, ohne einen Mann zu verlieren.“
Letztendlich führt aber die Absenkung des Wasserstandes zum Kontakt zwischen Torf und Luft, also Sauerstoff. Der Torf wird oxidiert und gelangt als klimawirksames Kohlendioxid in die Atmosphäre. Je nach Entwässerungstiefe können das mehr als 30 Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr sein.
KR:
Das in Ihrem Ministerium verortete Projekt MoorFutures bietet verhältnismäßig einfache Lösungen, um Moore zu schützen. Wie sehen diese Umweltschutzmaßnahmen aus und sind der Landwirtschaft zum Opfer gefallene Moore für immer verloren?
TP:
MoorFutures werden mittlerweile in drei Ländern angeboten (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein). Es handelt sich um Kohlenstoffzertifikate, die auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt angeboten werden. Sie dienen dazu, unvermeidbare Emissionen freiwillig zu kompensieren. Es ist mir wichtig, in diesem Zusammenhang auf den Dreiklang Vermeiden vor Vermindern vor Kompensieren hinzuweisen. Nur unvermeidbare Emissionen sollten kompensiert werden. Hierfür bieten die MoorFutures ein attraktives Angebot: die Standorte liegen in Deutschland und können mit überschaubarem Aufwand besucht werden. Für Unternehmen heißt das, sie können ihren Kunden, Geschäftspartnern usw. zeigen, wie attraktiv ihr Kompensationsprojekt ist. Da ist es sicher kein Nachteil, dass die Standorte in beliebten Tourismusländern liegen.
Ich möchte noch auf einen weiteren Aspekt hinweisen: Intakte Moore sind nicht allein für das Klima gut. Vielmehr sind sie auch unverzichtbare Lebensräume bedrohter Arten, sie Verbessern die Wasserqualität und Erhöhen das Grundwasserangebot. Ich denke, dass ist eine ganze Menge für ein Klimaschutzprojekt.
KR:
Herr Dr. Permien, ich danke Ihnen vielmals für das aufschlussreiche Gespräch!
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