Das Thema Verantwortung im Profifußballbereich erfährt insbesondere seit dem Fifa-Skandal eine erhöhte Aufmerksamkeit in den Medien. Stehen bei der Fifa in diesem Zusammenhang eher Aspekte der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit im Vordergrund (Transparenz, Korruption), so wirft Oliver Krischer vom Bündnis 90/Die Grünen einen kritischen Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit der Bundesligaklubs.
Hierbei konzentriert er sich auf das Engagement der Vereine im Bereich der Erneuerbaren Energien (EE) und entwirft eine Ökostrom-Bundesligatabelle. Die Bewertung der Vereine erfolgt maßgeblich nach drei Hauptkriterien:
Die wichtigsten Faktoren stellen die eigenen EE-Anlagen und deren Deckung des Gesamtstromverbrauchs dar (60 % Bewertungsgewichtung). Jeweils 20 % der Bewertung entfallen auf den Ökostrom-Anteil des Vereins und dessen Bemühungen um mehr Energieeffizienz (bspw. Stromsparmaßnahmen und Umweltzertifikate).
Dass Werder Bremen in dieser Tabelle den ersten Rang einnimmt, mag zunächst überraschend sein, doch ist die eindeutige Tabellenführung nach den zugrunde liegenden Bewertungskriterien folgerichtig. Werder verfügt über eine vorbildliche Photovoltaik-Anlage, die nahezu die komplette Außenfassade des Weserstadions verkleidet und nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 750.000 bis 800.000 kWh Strom produziert, womit etwa 300 Haushalte mit Strom versorgt werden können.
Ist damit Werder Bremen nun Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit im Fußball? Jein. Ökologische Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema und die Förderung von Erneuerbaren Energien ist lediglich ein Faktor von vielen. Greenpeace bewertet die Bundesligavereine beispielsweise unter einem ganz anderen Gesichtspunkt – nach dem Sponsoring, also danach, von wem die Vereine primär ihre Werbegelder kassieren. Und hier landet Werder Bremen mit seinem Hauptsponsor, dem Geflügelproduzenten Wiesenhof, auf einem Abstiegsplatz. Da nützt es herzlich wenig, dass Werder einmalig auf seinem Trikot statt für einen Massentierhalter paradoxerweise für mehr Tierschutz wirbt. An Stelle des erhofften Imagegewinns, erntete Werder Bremen aufgrund des evidenten Widerspruchs zurecht nur Hohn und Spott.
Welcher Bundesligaklub nun als besonders nachhaltig bewertet werden kann, bleibt daher weiterhin offen, da bisher nur wenige ökologische Faktoren separat erfasst wurden. Keinen Einfluss auf die obigen Bewertungen hatte zudem das soziale Engagement der Vereine. Eine aktuelle und ganzheitliche Betrachtung der Fußballklubs aus jeweils unterschiedlich gewichteten Faktoren aus den Bereichen der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit wäre mit Sicherheit ein spannendes Thema für investigative Journalisten oder eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Wir würden uns zumindest über weitere Publikationen zu diesem Thema freuen.