Scientists for Future: Die Wissenschaft unterstützt den Klimaschutz

Regelmäßig demonstrieren viele junge Menschen für Klimaschutz und den Er­halt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler erklären Scientists for Future auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei Weitem nicht aus.

Scientists for Future: Die Wissenschaft unterstützt den Klimaschutz

1. Klimaschutz muss wieder ein parteiübergreifendes Thema sein

(Prof. i.R. Dr.-habil. Reinhard Guthke, S4F/P4F Jena, ehem. Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut Jena)

Nachdem der Juli 2024 der 14. Monat in Folge mit globalen Höchsttemperaturen und der heißeste der vergangenen 175 Jahre war, ist es unverantwortlich, wenn derzeit in Programmen mehrerer großer Parteien der Klimaschutz ein Randthema ist oder aber eine klare Ablehnung menschengemachten Klimawandels und deshalb eine Absage an Klimaschutzmaßnahmen enthält. Die Zivilgesellschaft kann und muss das ändern. Die Demonstrationen von Fridays for Future für eine sozial gerechte und demokratische Energiewende sind dafür eine wichtige Gelegenheit.
 

2. Aktiv sein

(Dr. Klaus Müschen, ehem. Umweltbundesamt)

Jede:r kann sich für eine fossilfreie Zukunft engagieren. Individuell die Gewohnheiten bei Konsum, Wohnen und Mobilität überprüfen; mit Freunden und in der Familie wetteifern um mehr Energieeffizienz, gemeinsam Geräte, Dienstleistungen oder Fahrzeuge nutzen; in Gruppen aktiv werden bei 4-Future, Energiegenossenschaften oder NGOs; und die Politik lässt sich ebenfalls für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit beeinflussen – lokal, regional und überregional. Gute Beispiele geben die Autor:innen –  etliche von S4F – im neu erschienenen Buch „Unlearn CO₂  – Zeit für ein Klima ohne Krise“.
 

3. Wärmewende und Antriebswende werden blockiert

(Dr. Jens Clausen, Borderstep Institut)
 
Der fossilen Lobby ist es gelungen, sowohl dringend nötige Förderungen rund um die Wärmewende drastisch zu kürzen als auch die Antriebswende hin zum hocheffektiven Elektro-Pkw auszubremsen. Obwohl Autos in der klimaorientierten Verkehrswende eine kleinere Rolle spielen sollen als heute, ist der Antrieb mit regenerativem Strom wichtig und jedes Elektroauto mehr ist ein Verbrenner weniger – für 15 bis 20 Jahre Nutzungszeit. In der Wärmewende steht besonders der schnelle Ausbau der grünen Fernwärme infrage, da aus den entsprechenden Förderprogrammen riesige Investitionen in den Leitungsbau, in Großwärmepumpen und Geothermieanlagen finanziert werden müssen.
 

4. Förderung der Verkehrswende

(Dr. Kevin Riemer-Schadendorf, Nachhaltigkeitsleiter der UmweltDruckerei)
 
Wenn wir eine echte Verkehrswende erreichen wollen, müssen wir die umweltfreundliche Mobilität fördern und eine Mobilität auf Basis fossiler Energieträger sanktionieren. Gemäß dem Umweltbundesamt investiert Deutschland jährlich rund 65 Milliarden Euro in umweltschädliche Subventionen. Diese Gelder unterstützen unter anderem die Kohle-, Öl- und Gasindustrie und stehen im Gegensatz zu den Zielen der Energiewende und den Klimaschutzvereinbarungen. Knapp die Hälfte der umweltschädlichen Subventionen (47 %) entfällt auf den Verkehrssektor.
 
Gemäß der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. wurden in Deutschland 51,2 Mio. Tonnen Kraftstoff im Jahr 2023 verbraucht; umgerechnet 51 Milliarden Liter. Erhöhte man exemplarisch den Kraftstoffpreis um lediglich einen einzigen Cent (!), erhielte der Bund 512 Millionen EUR Mehreinnahmen, womit etwa der Preis für das Deutschlandticket stabil gehalten werden könnte.
 

5. Mit effektivem Klimaschutz viel Geld sparen

(Prof. Dr. Daniel Gembris, Berufsakademie Sachsen)
 
Eine aktuelle Studie (Kotz, Levermann & Wenz 2024, DOI: 10.1038/s41586-024-07219-0) beziffert die jetzt schon unvermeidbaren jährlichen Kosten für die Klimakrise auf weltweit 38.000 Milliarden US-Dollar (bezogen auf 2050). Verglichen mit einer Welt ohne Klimakrise ist das ein Einkommensverlust von 19 % – sechsmal mehr als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad. Ein weiteres Arbeitspapier (Bilal & Känzig 2024, DOI 10.3386/w32450) kommt mit einem anderen wissenschaftlichen Ansatz zu ähnlichen Ergebnissen.

Der durch die Klimakrise verursachte Verlust von Menschenleben und Artenvielfalt ist nicht durch Geld aufzuwiegen, aber vielleicht helfen solche Zahlen, Ausgaben für den Klimaschutz im Hier und Jetzt zu verteidigen.

In einer weiteren Studie des PIK (Stechemesser et al. 2024, DOI: 10.1126/science.adl6547) wurde die Effektivität von Klimaschutzmaßnahmen untersucht. Von 1.500 untersuchten und von nationalen Regierungen seit 1998 umgesetzten Maßnahmen zeigten nur 63 eine deutliche Reduktion der THG-Emissionen in den jeweiligen Sektoren. Diese Studie eignet sich m. E. auch für erste Einschätzungen zu den Erfolgsaussichten neuer Maßnahmen.
 

6. Eine bessere Zukunft statt Klimakrise

(Dr. Volker Stelzer, Karlsruhe Institut für Technologie)

Notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz sind oft ungewohnt und belastend.  Aber schon heute und erst recht in Zukunft wird es in vielen Bereichen besser sein: Ruhige Städte durch weniger Lärm der Fahrzeuge; größere Unabhängigkeit von wenig demokratischen Staaten wie z.B. Russland; gesünderes Leben durch weniger Luftschadstoffe und Autoabgase; Erhaltung von Urwäldern, da weniger Fläche für die Tierhaltung notwendig; genügend Energie für Menschen in Europa und der Welt, denn erneuerbare Energien werden immer kostengünstiger, Sonne und Wind sind fast überall verfügbar!
 

7. Fossile Energie: Tägliche Milliarden-Profite statt Klimaschutz

(Dr. Klaus Jäger, Biochemiker im Ruhestand)

„Mit Öl und Gas wurden ca. 3.000.000.000 (3 Milliarden) Dollar Gewinn (nicht Umsatz) pro Tag (!) erzielt. 365 Tage im Jahr, seit 50 Jahren“ (Christian Stöcker, Spiegel.de).  Der größte Teil davon entfällt auf die letzten 20 Jahre, also auf die Zeit, in der die anthropogene Klimaerwärmung längst als Tatsache akzeptiert ist. Im Jahr 2022 wurden fossile Brennstoffe weltweit in Höhe von 7.000.000.000.000 (7 Billionen) US-Dollar subventioniert.
 

8. S4F-Fördermitglied werden 

(Dr. Thomas Seifert | Vorsitzender des Vorstandes | Förderverein Scientists for Future e.V.)

Wenn Du die gemeinnützige Initiative Scientists for Future regelmäßig unterstützen möchtest, Dich aber nicht persönlich engagieren kannst, dann kannst Du unsere Arbeit als S4F-Fördermitglied stärken.
Mit einem jährlichen Mindestbeitrag von 120 € trägst Du zur Sicherung unserer Infrastruktur bei und ermöglichst uns ein planbares und unabhängiges Erarbeiten von wissenschaftlichen Beiträgen für die politischen Debatten um die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Mit den Förderbeiträgen finanzieren wir eine schlanke administrative Basis.
 

Scientists for Future: Climate Justice Now!Initiale Stellungnahme von Scientists for Future

 
„Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von Fridays for Future und Klimastreik erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung.“ Scientists for Future