Als Druckerei und insbesondere als ökologische Druckerei tragen wir eine besondere Verantwortung gegenüber der Ressource Holz (Papier) und damit gegenüber dem Wald. Zum einen setzen wir daher auf 100 % Recyclingpapier und schützen damit etwa 1.400 Bäume jährlich vor der Abholzung. Zum anderen kompensieren wir unsere nicht vermeidbaren CO2-Emissionen durch die Wiederaufforstung mit einheimischen Baumarten im westafrikanischen Togo. Nun unterstützen wir zusätzlich ein Aufforstungsprojekt in Deutschland! Warum? Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei hat beim Gründer Thorsten Walter (TW) vom Green Forest Fund nachgefragt, was sein Urwald-Projekt so besonders macht.
KRS
Du engagierst dich für Renaturierungs- und Aufforstungsprojekte und leistest damit einen nachhaltigen Beitrag für den Klima- und Artenschutz. Aber bevor wir darauf eingehen, möchte ich dir eine vermeintlich einfache Frage stellen: Was ist ein Wald eigentlich genau und wie müssen wir hier unterscheiden?
TW
Wir kennen Wald hier in Deutschland vor allem als Wirtschaftswald, da 97 % unserer Wälder bewirtschaftet sind. Unser Bewusstsein kennt keine ursprünglichen Wälder mehr, da wir von klein auf nur forstwirtschaftlich genutzte Natur zu Gesicht bekommen. Das heißt, es werden künstlich angelegte Bäume herangezogen, die später zur Rohstoffgewinnung gefällt werden und nicht ursprünglich und unberührt wachsen dürfen. Das beginnt bereits bei der Aufforstung in einem Wirtschaftswald: dort werden Setzlinge viel enger gepflanzt, um keinen Asttrieb, sondern möglichst gerades Höhenwachstum zu entwickeln. Und dann beginnt die Forstwirtschaft bereits nach 10-15 Jahren mit ersten und regelmäßigen Durchforstungen. Dabei werden Lebensraum, Heimat und die letzten Rückzugsorte von Tieren gestört, Böden verdichtet und monokulturartige Wälder angepflanzt.
Hierzulande wird Urwald im Sprachgebrauch oft synonym zu Regenwald verwendet, obwohl die Begriffe im Grunde Unterschiedliches meinen. Urwald bezeichnet, ganz unabhängig von Region und Klimazone, ursprünglichen Wald, der ohne menschliche Eingriffe und Einflüsse wächst und gedeiht und nicht wirtschaftlich genutzt wird. Urwälder beherbergen im Vergleich zum Wirtschaftswald die größte Artenvielfalt. Deutschlandweit gibt es gerade mal 0,6 % Wildnis und eigentlich keine richtigen Urwälder mehr, wo doch vor dem Mittelalter ganz Europa von einem Urwald bestehend aus Eichen und Buchen bewachsen war. Weltweit sind nur noch 21 Prozent der Wälder Urwälder.
KRS
Der Green Forest Fund möchte ja nicht einfach nur aufforsten, um die gewachsenen Bäume dann später wie bei einem Nutzwald wieder zu fällen, sondern den Wald als Schutzgebiet ursprünglich und dauerhaft erhalten.
TW
Ja, wir wollen die Urwälder von morgen schaffen und das mitten in Deutschland.
Der Vorteil eines Urwaldes ist, dass jeder gepflanzte Baum von uns so lange wachsen darf, wie es ihm beliebt. Zum Vergleich: Der älteste Baum unseres Planeten ist stolze 9.550 Jahre alt; hingegen dürfen die Bäume in der Forstwirtschaft in der Regel maximal 60-120 Jahre alt werden. Wir wollen mehr unberührte Natur, mehr uralte Bäume, die als Mahnmal dienen sollen, um in Zukunft sorgsamer mit der Natur umzugehen und der Natur und Tierwelt Achtung und Lebensraum zurückzugeben. Deshalb erwerben wir alle unsere Flächen in die Gemeinnützigkeit und stellen sie dauerhaft unter Schutz. Nur auf eigens dafür erworbenen Flächen kann nachhaltige Aufforstung mit unberührter Natur entstehen. Wir wollen auf allen unseren Flächen Orte maximaler Artenvielfalt schaffen.
KRS
Und dabei können unsere Leser*innen mithelfen, indem sie Bäume spenden! Darüber hinaus können sie sogar ihren gespendeten Baum besuchen, richtig?
TW
Ganz genau, denn um transparent zu sein, erhält jeder unserer Bäume eine Baumnummer und ist damit über unseren Baumtracker zurückverfolgbar. Wir haben dazu eine eigene App entwickelt, die zusammen mit einem Satellitenortungssystem, den Standort jedes Baumes trackt, so dass irgendwann mal jede*r den gespendeten Baum auch besuchen kann. Und darüber hinaus erhält jede*r Spender*in eine schöne Urkunde aus 100 % Recyclingpapier, die man auch verschenken kann. Vielleicht für den einen oder die andere auch ein schönes Weihnachtsgeschenk.
In Kürze wird es dazu auch die Waldspende geben, mit der auch bestehende Wälder geschützt werden. Dazu erwerben wir gezielt Wälder und entziehen sie damit der forstwirtschaftlichen Nutzung und lassen sie über die Jahre zu Urwäldern von morgen werden. Und natürlich schaffen wir auch optimale Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel. Unsere Vision sind große und zusammenhängende Schutzgebiete für die Natur und Tierwelt in Deutschland. In denen Pflanzen und Tiere ungestört leben dürfen und auch Tiere wieder heimisch werden, die es hier bei uns früher einmal gab, wie Wisente, Elche und Wölfe.
KRS
Die angesprochenen Primär- oder Urwälder sind in Europa ja leider so selten wie bedroht. 2017 hat dieUmweltDruckerei daher auf die Abholzung des letzten Tieflandurwaldes in Ostpolen aufmerksam gemacht und Spenden gesammelt. Jetzt müssen wir in den Medien leider lesen, dass die letzten Urwaldgebiete in Rumänien illegal abgeholzt werden, obwohl sie als Natura 2000-Schutzgebiete ausgewiesen sind. Haben dich solche traurigen Umstände motiviert, dein Urwald-Projekt zu starten?
TW:
Zum Zeitpunkt der ersten Recherchen zu unserem Green Startup im Jahr 2015 war ich mit meinem Head of Happniess, Labrador Eddie, viel im Wald unterwegs.
Eine Aussage von Erich Kästner passt sehr gut zu meinen damaligen Erfahrungen und Empfindungen:
„Wenn man so ganz allein im Wald steht, begreift man nur sehr schwer, wozu man in Büros und Kinos geht. Und plötzlich will man alles das nicht mehr.“
In den ausgedehnten Waldspaziergängen mit Eddie haben zunächst Baumfällungen in den heimischen Wäldern meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es war für mich unerklärlich, warum man schöne alte Bäume fällte. Als ich mich tiefer in die Thematik begab, erkannte ich die Dimension unseres Raubbaus an der Natur, dessen sich viele Menschen vermutlich nicht bewusst sind. In Wirtschaftswäldern arbeitet man mit Renditen von etwa 1 % und verdichtet dafür Böden und stört Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Es ist klar, dass wir auch Rohstoffe benötigen, doch 97 % wirtschaftliche Nutzung unserer Wälder ist kein Gleichgewicht mit der Natur, es ist Raubbau an der Natur. Wir müssen lernen, mit der Natur zu leben und sie nicht für Profite zu plündern und abzuschaffen. Denn am Ende schaffen wir uns damit selbst ab.
Illegale Abholzungen in Rumänien genauso wie die Zeitweise Abholzung des letzten Tieflandurwaldes in Ostpolen erschütterten mich. Dann trat Douglas Tompkins in meinen Fokus, der Begründer von North Face, der sein Unternehmen verkaufte und mit den Millionen-Erlösen 10.000 Quadratkilometer Land im chilenischen Patagonien kaufte, um es unter Schutz zu stellen. Es war für mich eine faszinierende Vorstellung und eine heldenhafte Tat, Land zu kaufen, ohne es in irgendeiner Form wirtschaftlich zu nutzen und es nur unter Schutz zu stellen. Dabei ist es so einfach wie genial. Für mich war klar, wir wollen es genauso machen: Land kaufen, ökologisch aufwerten und schützen!
Das Team der UmweltDruckerei unterstützt das nachhaltige Urwald-Projekt mit einer Spende von 2.000 EUR, damit im Sinne der heimischen Biodiversität Bäume sowie Bienenweiden und Vogelhecken gepflanzt werden können. Selbstverständlich waren wir selbst vor Ort, um tatkräftig mit anzupacken.
Der Green Forest Fund freut sich natürlich auch über eure Spende!