Nur 5 Gründe für den Verzicht auf Fisch und Meeresfrüchte

In einem Blog-Artikel haben wir beleuchtet, warum es aus ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Gründen sinnvoll ist, auf Fleisch und tierische Produkte verzichten. Doch wie sieht es mit dem Konsum von Fisch und Meeresfrüchten aus? Wir haben für euch einmal nachgeforscht und unsere Top 5-Gründe zusammengestellt, warum wir unseren Konsum nachhaltig überdenken sollten.

Verzicht auf Fisch: Eine industrielle Fischerei kann nicht nachhaltig sein

1. Überfischung der Meere

34 % der weltweiten Fischbestände sind überfischt und fast 60 % werden bis an ihre biologischen Grenzen befischt. Die Erdbevölkerung wächst stetig und der globale Konsum von Fisch und Meeresfrüchten hat sich von 20,1 kg auf 20,5 kg pro Kopf erhöht. Der Bedarf steigt. Die Bestände sinken. Um den Markt bedienen zu können, wird überfischt, neue Techniken eingesetzt, immer kleinere Fische gefangen und in tiefere und neue Regionen des Meeres vorgedrungen. Die Folge: Wissenschaftler*innen befürchten, dass die kommerziell genutzten Fischbestände bis zum Jahr 2048 vollständig zusammenbrechen könnten.

2. Verschmutzung mit Plastik

Eine Studie prognostiziert, dass 2050 das Plastik im Ozean mehr wiegen wird als alle Fischschwärme zusammen! Mehr Plastik als Fische im Meer? Unvorstellbar und doch, wenn wir unser Verhalten nicht ändern, bald traurige Wirklichkeit. Die gigantischen Müllberge an Plastik sind das Resultat der derzeit herrschenden Produktionsverhältnisse und unseres Konsumverhaltens, das vornehmlich auf günstiges Einwegplastik beruht, wovon weltweit gerade einmal 14 % recycelt werden. Jährlich gelangen rund 12 Millionen Tonnen Müll ins Meer. Etwa 80 % davon sind Kunststoffe. Doch nicht nur direkt verursachen wir Konsument*innen Plastikmüll. Gut ein Drittel des Plastikmülls in den Weltmeeren besteht aus Geisternetzen und verlorenem Fischereigeräten. Kaufen wir also Fisch, verantworten wir indirekt auch diese Plastikverschmutzung.

3. Zerstörung der Umwelt

Neben dem verantworteten Tierleid sorgt die Fischerei für eine erhebliche Naturzerstörung. Ein Großteil der im industriellen Fischfang verwendeten Fangmethoden verursacht signifikante Umweltschäden in den Ozeanen. Grundschleppnetze, die am Meeresboden entlang gezogen werden, hinterlassen tiefe Furchen auf dem Meeresgrund. Sie zerstören empfindliche Korallenriffe und damit den Lebensraum der Meeresbewohner. Auch die Aquakultur verdreckt die Umwelt: Abfälle, Fäkalien und Krankheitserreger sowie Chemikalien und Antibiotika gelangen von den Fischfarmen in die Flüsse und Meere.

4. Soziale Ungerechtigkeit

Dass unser Fischkonsum auch die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert, wird oft vergessen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Fünftel der afrikanischen Flüchtlinge Fischerei-Migranten sind. Da unsere europäischen Bestände deutlich überfischt sind, muss die EU-Flotte in fremden Gewässern die Netze auswerfen. Die Fischereilizenzen vor Westafrika sind beispielsweise fest in ausländischer Hand. Der von Rechtspopulisten hierzulande häufig verwendete Ausspruch „Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ stimmt in gewisser Weise – nur eben genau andersherum: Denn wir sind die Ausländer vor Westafrika und durch subventionierte Fischereiabkommen der EU nehmen wir den Westafrikaner*innen ihre Arbeitsplätze weg, indem wir ihre Meere leer fischen. Die Folge: Arbeitslose Fischer*innen fliehen aus Afrika nach Europa, da sie ihre Familien nicht mehr ernähren können. Das wurde uns auf einer Reise ins westafrikanische Togo von den Locals bestätigt.

„Ich kann nur jedem empfehlen, der sich beim Fischessen fragt, warum so viele afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge eigentlich in Europa um Asyl bitten, sich einmal mit einem arbeitslosen Fischer aus Lomé zu unterhalten.“
Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (dieUmweltDruckerei)

5. Gesundheitlich bedenklich

Fisch ist gesund. Oder etwa nicht? Betrachten wir es einmal losgelöst davon, dass Fischfang in den seltensten Fällen wirklich nachhaltig ist. Der Konsum von Fisch kann gesund sein, denn er enthält Eiweiß, Spurenelemente, Omega-3-Fettsäuren und Vitamine. Doch all diese Nährstoffe bekommt ein Mensch selbstverständlich auch aus anderen Lebensmitteln. Nehmen wir die Omega-3-Fettsäuren. Der Fisch bezieht seine Fettsäuren aus den Algen. Wenn wir also Omega-3-Fettsäuren zu uns nehmen wollen, warum dann nicht die Primärquelle wählen, sondern den Umweg über den Fisch? Und wer keine Algen mag, der kann schlichtweg Leinöl nutzen, was reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist.
Doch unser Fischkonsum kann eben auch ungesund sein. Viele Seefische sind mit giftigen Substanzen wie Dioxin, Methyl-Quecksilber, Mikroplastikartikel und organischen Chlorverbindungen belastet. Und um die Aquakultur steht kaum besser, denn Aquakultur ist Massentierhaltung. Aufgrund der geringen Besatzdichte (Fische pro Kubikmeter Wasser) erhalten diese Fische jede Menge Antibiotika, was wiederum Antibiotikaresistenzen fördert.

Was gilt es also zu tun?

Natürlich ist es besser für Mensch, Tier, Umwelt und Klima, wenn auf Fisch grundsätzlich verzichtet wird. Insbesondere von bedrohten Arten sollten unbedingt die Finger gelassen werden. Auch von karnivoren Fischarten (Fleischfresser) wie Lachs und Thunfisch. Diese Fische werden mit Wildfisch gefüttert, um letztlich Fischfleisch für den menschlichen Konsum zu erhalten. Kurz: Diese karnivoren Arten können per se nicht nachhaltig sein.
Aus Nachhaltigkeitsperspektive sind pflanzliche Alternativen die beste Wahl. Wer dennoch Fisch essen möchte, sollte sich an dem Greenpeace-Fischratgeber halten und/oder auf eine Naturland-Zertifizierung achten. Die alleinige Verantwortung tragen jedoch nicht nur wir Konsument*innen. Es ist vielmehr ein systemisches Problem. Die Politik steht somit in der zentralen Pflicht, den weltweiten Artenschutz durch Gesetze im Sinne zukünftiger Generationen zu sichern.

Tipp: Wer noch zusätzliche Motivation benötigt, erhält Einblicke in die industrielle Fischerei in der aktuellen Netflix-Dokumentation Seaspiracy. Sie verdeutlicht, warum unser heutiger weltweiter Fischkonsum schlichtweg nicht nachhaltig sein kann.

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