Wir leben im Zeitalter des Anthropozän. Das heißt, der Mensch gilt als der wichtigste (negative) Einflussfaktor auf die Natur und das Klima. Ursprüngliche Wildnis samt vielfältiger Tier- und Pflanzenbestände finden sich kaum noch auf unserem Planeten. Dr. Kevin Riemer-Schadendorf von der UmweltDruckerei hat bei Johann-Georg Cyffka von Wilderness International nachgefragt, wie sich die gemeinnützige Stiftung gegen diese Entwicklung stemmt.
Wilderness International schützt Wildnisgebiete in Peru und Kanada. Warum sind eure Regenwald-Projekte so einzigartig?
Wir bieten mit unserem Konzept absolut langfristigen Schutz. Dabei denken wir in Baumjahren und wollen Primärregenwaldflächen durch den Kauf per Grundbucheintrag dauerhaft schützen. Einmal gekauft und durch Patenschaften refinanziert, stellen wir den Schutz für viele hundert Jahre sicher. Wir sind überzeugt, dass wir so rechtssicher und langfristig einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten, dort wo sie am größten ist. So möchten wir die verbleibenden 2,8 % der letzten intakten Landökosysteme dieser Erde für immer bewahren.
Außerdem zeichnet uns die Direktheit und Transparenz des Waldschutzes aus. 1 € schützt dauerhaft 1 m2 Wald. Spender*innen erhalten eine Urkunde mit den exakten Geokoordinaten und einem Luftbild des geschützten Waldstücks. So ist konkret nachvollziehbar, was mit ihrer Spende geschehen ist.
Bei uns geht es generell um Ökosystemleistungen wie den Erhalt von Biodiversität, CO2-Speicherung, Erhalt eines gesunden Global- und Lokalklimas, Luftreinigung und die Wasserfilterfunktion der Wälder.
Viele hundert Jahre sind ein ziemlich langer Zeitraum. Wie könnt Ihr euren Schutz dauerhaft und transparent gewährleisten?
Wir bieten maximale Transparenz durch Drohnenkartierung und die Ausgabe der exakten Geokoordinaten für jede geschützte Urwaldfläche, die dann auf der Urkunde und auf unserer interaktiven Onlinekarte vermerkt sind.
Die Rechtsform der Stiftung erlaubt es wie keine andere, einen (gemeinnützigen) Zweck dauerhaft und unabhängig von fremden Interessen zu verwirklichen. Die Eintragung aller drei internationalen Stiftungen ins Grundbuch festigt den langfristigen Schutz.
Kanada ist ein Rechtsstaat mit strengen Regelungen zu Eigentumsverhältnissen. Der British Columbia Trespass Act verbietet es eindeutig, Privatland zu betreten. Verstöße werden auf Klage gerichtlich verfolgt. Außerdem besuchen wir die Gebiete regelmäßig, um sie zu überprüfen und unterhalten Partnerschaften vor Ort.
In Peru haben wir ein Waldhüter*innen-Programm gestartet, bei dem Locals die Gebiete regelmäßig begehen und unser Schutzanliegen vertreten. So verdienen die Waldhüter*innen gleichzeitig einen nachhaltigen Lebensunterhalt. Sie stellen bspw. Schilder auf, sprechen mit der lokalen Bevölkerung über unsere Waldschutzprojekte und konfrontieren unbefugtes Begehen gegebenenfalls.
dieUmweltDruckerei hat über Wilderness International 750 m2 peruanischen Regenwald geschützt. Das mag erst einmal nicht besonders viel klingen – zumindest in Relation zu der Größe des Regenwaldes. Warum zählt jedoch jeder Quadratmeter?
Zunächst einmal verbleiben nur noch 2,8 % intakter Landlebensräume, von diesen gilt es also so schnell wie möglich jedes letzte Bisschen zu schützen. Der temperierte Regenwald ist das artenreichste Ökosystem der Nordhalbkugel, und die Amazonasregenwälder der Madre de Dios Region gelten als der artenreichste Ort der Erde. Hier gibt es zehnmal mehr Reptilien und Amphibien als in Deutschland, ca. 10 % aller Vogelarten der Welt lassen sich hier beobachten und auf einem Hektar Wald kann man mehr Baumarten finden als in ganz Europa. Bereits auf einem einzigen großen Paranussbaum findet so eine große Vielzahl Tiere und Pflanzen einen Lebensraum.
Aber klar ist, niemand kann die Wälder dieser Welt alleine, sondern nur mit der Kraft der Gemeinschaft retten. So freuen wir uns über jedes Engagement. Damit kann jede*r einmal “Danke” sagen an die Natur für alles, womit sie uns täglich beschenkt. Wer einmal testen möchte, wie viel das ist, kann unseren CO2-Rechner ausprobieren!