In Zeiten der Coronapandemie und leerer Kassen haben es gemeinnützige Organisationen noch schwerer, die notwendige Aufmerksamkeit und finanzielle Spenden zu erhalten. Beispielsweise Vereine, die sich für Natur- und Tierschutz einsetzen. Dr. Kevin Riemer-Schadendorf (KRS) von der UmweltDruckerei hat mit Ilka Pissin (IP) von der Wildtierstation Hünfelden über die derzeitigen Probleme im deutschen Wildtierschutz gesprochen.
KRS:
Beginnen wir gleich mit etwas für mich Unglaublichem. Ich habe gelesen, dass europäische Fuchsbestände sich selbst regulieren und dass dementsprechend die Fuchsjagd relativ sinnlos ist. Und dennoch werden, sage und schreibe, alleine in Deutschland, eine halbe Million (!) Füchse von Jäger*innen getötet – per Abschuss, durch Jagdhunde oder Fallenjagd; darunter viele Welpen im elterlichen Bau. Habe ich da irgendwas missverstanden?
IP:
Nein, leider hast du da nichts falsch verstanden. Den Füchsen wird vieles unterstellt; vor allem werden sie für den Rückgang des Niederwildes verantwortlich gemacht. Der Rückgang der Wildbestände steht jedoch in Relation zur verstärkten Monokultur und die damit einhergehende Überdüngung und dem rückläufigen Lebensraum für Tiere.
Bei den meisten Prädatoren verhält es sich zudem so, dass sie, um ihren Bestand zu erhalten, bei intensiverer Bejagung auch mit verstärkter Vermehrung reagieren. Dieser Umstand wird bei der Hobbyjagd zumeist nicht berücksichtigt.
KRS:
Du arbeitest mit deinem Mann für eine von euch gegründete Wildtierstation. Wie engagiert sich euer Verein konkret für kranke und verletzte Tiere?
IP:
Wir engagieren uns gemeinsam mit zwei Freunden ehrenamtlich neben unseren Vollzeitberufen hauptsächlich mit der Pflege und Aufzucht der Wildtiere sowie der Vorbereitung auf deren Auswilderung.
Das bedeutet, wir nehmen verwaiste und verletzte Wildtiere fast aller Arten auf, um diese gesund zu pflegen, aufzuziehen, zu trainieren und dann in die Natur zu entlassen. Dies beinhaltet auch den Bau und die Reparatur der Gehege sowie die Instandhaltung der vorhandenen Gehege und Weiden. Zudem müssen täglich die Quarantäneräume und -boxen gereinigt werden, in denen sich die in Quarantäne gestellten Tiere befinden. Auch Tierarzt- und Klinikbesuche müssen koordiniert werden, Infusionen angeschlossen, Verbände gewechselt und vieles mehr ist Bestandteil unseres Ehrenamtes. Wildtierschutz bedeutet eine Menge Arbeit. Wegen der Übermüdung müssen die nächtlichen Flaschenfütterungen im personellen Wechsel erfolgen.
KRS:
Um dieses leidenschaftliche Engagement für den Wildtierschutz zu unterstützen, spendet dieUmweltDruckerei 1.500 Euro für Tierfutter und Impfungen, um die annähernd 700 Tiere pro Jahr zu unterstützen. Finanzielle Unterstützung vom Land Hessen bekommt Ihr ja leider nicht, oder?
IP:
Gerade jetzt in Coronazeiten freut sich unser kleines Team sehr über eure Spende! Denn obwohl der Tierschutz als Staatsziel formuliert ist, erhalten wir leider keinerlei Unterstützung seitens öffentlicher Ämter.
Wir benötigen jedoch im Jahr zwischen 20.000-30.000 Euro, damit unsere Wildtierstation am Laufen gehalten werden kann! Dieser Gelder müssen wir ganz alleine auftreiben. Das bedeutet, wir finanzieren uns primär über Mitgliedschaften in unserem Verein sowie durch private und unternehmerische Spenden. Neben der finanziellen Hilfe freuen wir uns natürlich immer über tatkräftige Unterstützung ehrenamtlicher Helfer*innen!
Wir wünschen der Wildtierstation weiterhin viel Erfolg! Für weitergehende Einblicke in die Arbeit der Tierschützer*innen gehts hier zu unserem Video.